„Der Bau Europas ist eine Kunst. Eine Kunst, die möglich ist“, sagte der verstorbene französische Präsident Chirac einmal.
Die Europawoche will diesen „Bau“ feiern, aber zugleich auch herausfinden, wo die Bürger Renovierungsbedarf sehen.
In diesem Rahmen soll ab dem 4. Mai in den Hangars des alten Tempelhofer Flughafens auch die Ausstellung „Diversity“ mit Werken von 90 Kreativen aus verschiedenen europäischen Ländern zu sehen sein. Schirmherren sind Steinmeier, Macron und Putin. Von Berlin soll die Ausstellung über Moskau nach Paris wandern. Außerdem gibt es zahlreiche digitale Angebote wie Online-Workshops, Vorträge zu EU-Themen und ein Abschlusskonzert in Paris.
Die Europawoche findet jährlich um den 5. und 9. Mai herum statt. Am 5. Mai 1949 wurde nämlich in London der Europarat gegründet und am 9. Mai 1950 legte der französische Außenminister Robert Schuman mit seiner historischen Erklärung den „ersten Grundstein einer europäischen Föderation“. Sein Anliegen war es, den Frieden durch enge wirtschaftliche Vernetzung auf Dauer zu sichern.
Nach den zerstörerischen Weltkriegen war gerade für Deutschland die Annäherung an die ehemaligen Feinde von besonderer Bedeutung – nicht nur auf der großen politischen Bühne, sondern auch in kleineren Formen wie den Städtepartnerschaften. Schon Mitte der 1950er Jahre kamen Kontakte zwischen Reinickendorf und Greenwich zustande.
Im Mai 1966 wurden aus dem Londoner und dem Berliner Bezirk offiziell Partnergemeinden. Seither gab es viele Begegnungen unterschiedlichster Art: vom Schüleraustausch über Kunstausstellungen und Gewerkschaftsbegegnungen bis hin zu wechselseitig ausgetragenen Sportfesten.
Der 50. Geburtstag der Partnerschaft fiel ausgerechnet in das Jahr 2016, in dem die Briten für den Ausstieg aus der EU stimmten. Das Votum wollte Bezirksbürgermeister Frank Balzer aber nicht als Bremsklotz, sondern vielmehr als Ansporn sehen und empfahl „den Brexit auf dieser Ebene einfach zu ignorieren“ und der Partnerschaft „neue Impulse zu geben.“ Zum Jubiläum vor fünf Jahren wurde ein Buddy-Bär in Greenwich als tierisch guter Botschafter für Völkerverständigung aufgestellt; denn wo es in der Politik oft hapert, kann Kunst über Grenzen hinweg Brücken bauen.
Boris Dammer
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