Reinickendorf – Ihr Café ist Treffpunkt, Ort der Gemeinschaft, Familienersatz. Seit nunmehr 20 Jahren führt Silvia Cetin nicht nur das Café am Schäfersee, sondern auch die Menschen näher zusammen. Die 61-Jährige eröffnete es am 1. April 2000 und ist seitdem durch Höhen und Tiefen gegangen. Das 20-jährige Bestehen konnte sie im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie nicht angemessen feiern. Deshalb holte sie es nun am 27. August – mit eineinhalbjähriger Verspätung – mit einer größeren Jubiläumsfeier nach.
„Das Café ist mein Leben, meine eigene Geschichte“, sagt Silvia Cetin. Ihr Blick streift über die Tische im Außenbereich, von wo die Gäste auf den spiegelglatten Schäfersee schauen können. Ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht: „Schließlich führe ich hier Menschen zusammen, die sonst vereinsamen und verzweifeln würden.“
Als sie das Café eröffnete, bestand es lediglich aus drei Tischen und einem Tresen. Ein Anbau und viel persönliches Engagement machten es in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu dem, was es heute ist: eine beliebte Anlaufstelle für Jung und Alt.
Um das große Geld ging es der Reinickendorferin nie – sondern um ein gutes Miteinander und einen Ort, an dem Gutes geschah und Hilfsprojekte genaue Formen annahmen. Spenden und Weihnachtsprojekte, Aktionen für die Kinder aus dem Kiez und Silvester für Seniorinnen und Senioren – das lag Silvia Cetin vor allem am Herzen.
Eine Zwangsversteigerung bedrohte im Februar 2020 alles, was Cetin in mühevoller Arbeit aufgebaut hatte. Doch diese ist glimpflich verlaufen. Dann kam Corona: Die damit verbundenen Zwangsschließungen und Auflagen rissen der Café-Inhaberin noch einmal den Boden unter den Füßen weg. „Wir mussten schließen und es gab nichts mehr, wo die älteren Nachbarn sich hinwenden konnten“, erinnert sie sich. Nur ein Außer-Haus-Verkauf war noch möglich. Und Spaziergänger retteten sie und ihr Team mit dem Kauf von Wurst to go, Kaffeespezialitäten und anderen Getränken vor dem endgültigen Aus. Auch die Corona-Hilfen vom Staat haben Silvia Cetin und ihrem Team geholfen, nicht unterzugehen. „Die älteren Nachbarn, die nicht rauskonnten, belieferten wir und wir übernahmen Einkäufe.“
Dennoch hat sie immer darum gekämpft, „ihr“ Café zu behalten und weiterzuführen – und tut das bis heute mit viel Herz und Mitgefühl „Aufgeben kam nie in Frage, bis heute nicht. Nun ist nach der Wiedereröffnung die Normalität zurückgekehrt, zwar mit weniger Personal als zuvor, aber mit noch mehr Engagement: Vor allem die älteren Stammgäste freuen sich wieder über ihre regelmäßigen gemeinsamen Treffen im Café mit Hausmannskost. „Wir haben jetzt wieder normal geöffnet – von 8 bis 21 Uhr täglich. Einen Ruhetag haben wir zurzeit nicht, denn wir wissen ja nicht, wie sich Corona wieder weiterentwickelt“, erklärt die 61-Jährige.
„Aber wir sind vorsichtig optimistisch, was die Zukunft angeht.“ Sowieso gebe es nichts zum Heulen: „Wenn wir an die Flutopfer denken, die alles verloren haben, geht es uns doch gut“, sagt sie und schneidet ein Stück von „Omas Käsekuchen“ ab. „Dieser Kuchen hier ist der Renner – die Leute kommen überwiegend deswegen her“, erklärt sie. „Aber auch wegen unsere Rouladen, Hackbraten und Frikassee.“
Auch wenn aller Anfang wieder schwer ist: Silvia Cetin hat immer darum gekämpft, „ihr“ Café zu behalten und weiterzuführen – und tut das bis heute mit viel Herz und Mitgefühl „Aufgeben kam nie in Frage, bis heute nicht – und das wird auch so bleiben. Auf die nächsten 20 Jahre!“ fle