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„Axt an die Vereine angelegt“

Bezirk – Mit großem Befremden hat der Vorstand des Bezirkssportbundes (BSB) Reinickendorf auf die den Sport betreffenden Passagen der Vereinbarung der Zählgemeinschaft für die nächsten Jahre reagiert und einen offenen Brief an die beteiligten Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP verfasst. In der Vereinbarung heißt es: „(…) Die Zählgemeinschaft wird den Zugang zu den Sportstätten im Bezirk für Klein und Groß erleichtern. Menschen mit und ohne Behinderung müssen ihren Sport ausüben können und Sportanlagen auch in der Freizeit den Kindern, Jugendlichen und Familien zur Verfügung stehen. Die Zählgemeinschaft wird sich dafür einsetzen, das Sportfördergesetz und die Sportanlagen-Nutzungsvorschriften so anzupassen, dass die Vergabe von Sportflächen auch an frei organisierte Sportgruppen ermöglicht wird.“

Dass die gemeinnützigen Sportvereine und die im Vereinssport engagierten Ehrenamtlichen in dieser Passage mit keinem Wort erwähnt werden, hat Stefan Kolbe und Elke Duda vom BSB aufhorchen lassen. „Wir haben ohnehin schon Probleme, genügend Sportflächen und Termine für unsere Mitglieder zu bekommen“, sagt Elke Duda, neben ihrer Vorstandstätigkeit beim BSB auch Vorsitzende des TSV Wittenau. Und an die Politiker gerichtet: „Mit Ihrer Forderung, das Sportförderungsgesetz und die SPAN zugunsten frei organisierter Sportgruppen anzupassen, legen Sie die Axt an die Arbeit der gemeinnützigen Sportvereine.“

Nicht die „privat organisierten Sportgruppen mit ihren gut bezahlten Personal-Trainern“ setzten sich „im täglichen Sportbetrieb mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren für ein sportkameradschaftliches Miteinander der Gleichheit, der Vielfalt und der gegenseitigen Toleranz ein, sondern die Sportvereine“, heißt es in dem offenen Brief. „Diese nehmen in vielen Bereichen inzwischen Aufgaben wahr, die von Seiten des Staates nicht (mehr) geleistet werden können oder sollen. Es sind auch die Sportvereine, in denen aus dem Breitensport heraus junge Sportler zu späteren Olympiasiegern werden können. Es sind diese Vereine, die mit ihrem Engagement für die Vereinsmitglieder und damit für unsere Gesellschaft als Ganzes ein beispielloses Umfeld, das weit über das bloße Sporttreiben hinaus geht, bieten. Viele Kinder sind mit ehrenamtlicher Arbeit in einem gemeinnützigen Verein groß geworden und sind heute selbst ehrenamtlich für das Gemeinwesen engagiert. Die gemeinnützigen Sportvereine stehen für das ,Wir‘ und sind damit tragende Stützen unserer Gesellschaft und unseres Wertesystems!“

Das in der Zählgemeinschaftsvereinbarung zum Ausdruck kommende Verständnis vom Sport und der Rolle der gemeinnützigen Sportvereine stehe nicht nur dieser besonderen Bedeutung der Ehrenamtlichen und der gemeinnützigen Sportvereine für die Gesellschaft diametral entgegen, sondern auch in krassem Widerspruch zu Äußerungen aus den drei Parteien zur Bedeutung des Vereinssports und des Ehrenamts. „Es wäre wünschenswert, wenn Sie die Zählgemeinschaftsvereinbarung in dieser Hinsicht noch einmal gründlich überdenken würden“, heißt es mit sportlichen Grüßen vom BSB. bek

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.