Alexander von Humboldt hat schon vor 200 Jahren in seinen zahlreichen Studien auf die Bedeutung des Waldes als Mikrokosmos und Lebensraum für Vögel, Pilze und andere Lebewesen hingewiesen.
Der Vogel- und Pilz-Experte Lars Lachmann wandert in diesem Sinne auf seinen Spuren und bot am 4. Dezember für Interessierte eine Führung durch den Frohnauer Wald an. Kaum sonst jemand kann die heimische Vogelwelt so gut erklären. Lachmann wohnt in Frohnau und ist Vizepräsident des Deutschen Rats für Vogelschutz. Als ehemaliger Leiter Ornithologie und Vogelschutz des NABU-Bundesverbands in Berlin koordinierte er neun Jahre lang die bundesweite Vogelschutzarbeit des NABU. Neben der Vogelkunde interessiert er sich aber auch für die Mykologie, die Wissenschaft von den Pilzen, und ist seit 2018 geprüfter Pilzsachverständiger.
Ungefähr 50 interessierte wanderlustige Zuhörer, darunter viele Unterstützer der Petition, die sich gegen einen großflächigen Holzeinschlag im Frohnauer Wald richtet, waren mit von der Partie. Die mit Ferngläsern und festem Schuhwerk ausgerüstete Schar folgte Lachmanns Ausführungen auf den Waldwegen zwischen der Bundesstraße 96 und den Stolper Feldern. So wie der populäre Förster Peter Wohlleben medienwirksam über das Kommunizieren der Bäume untereinander aufklärt, berichtet auch Lars Lachmann vom Kommunizieren der verschiedenen Vogelarten und Kleinlebewesen im Wald.
Wenn er über sein Monitoring – die regelmäßigen Bandaufnahmen im Beobachtungsgebiet – berichtet, erwacht dieser Kosmos in diesen Wintertagen zum Leben. Nicht nur die lebenden Bäume, Zweige und Äste sind wichtig für Vögel und andere Lebewesen. Auch kranke, um Kronen und morsche Äste „amputierte“ Bäume, sogar umgefallene, scheinbar tote Bäume sind wichtig für den Mikrokosmos. Am Tegeler Fließ stehen Schautafeln mit der Erläuterung des Mikrokosmos rund um die Touristenattraktion Wasserbüffel. Im Frohnauer Mischwald nisten heimischen Vögel und skandinavische Wintergäste, die verlassenen Nester werden auch von Nachmietern genutzt. Pilze, Flechten und Moose bieten wichtigen Lebensraum. Lachmann wirbt deshalb dafür, dass bei Waldwirtschaft auch das ökologische Gleichgewicht beachtet werden muss, denn höre auf Humboldt: „Alles ist Wechselwirkung“. Mehr zu den geplanten Fällungen im Frohnauer Forst auf den Seiten 28 und 29.
kbm