RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Verwirrung in der Ollenhauer

Reinickendorf – Die Ollenhauerstraße ist mit den durchgestrichenen Piktogrammen, den ungültig angebrachten Schildern, verwirrten Radfahrern und noch verwirrteren Anwohnern längst Symbol einer verbürokratisierten Verkehrswende. Wie wir in der letzten RAZ berichteten, teilte die Verkehrsverwaltung bereits Mitte Juli mit, dass die Ollenhauerstraße „zeitnah“ als Radweg freigegeben werde. Doch noch immer stehen die Autos der Anwohner auf Höhe der Hausnummer 76 auf der vermeintlichen Radspur, die offiziell noch keine ist. Oder doch?

Detlev Schiller: „Anwohner und Radfahrer verunsichert“

Detlev Schiller, Anwohner, Fahrradfreund und neuerdings Parkplatzaktivist möchte Klarheit: „Die Parksituation ist sehr problematisch, die Fahrradfahrer Richtung Oranienburger Straße hauen gegen mein Fahrzeug, weil es auf dem Radweg steht. Dabei ist das Schild noch umgedreht und dementsprechend der Radweg noch nicht aktiv. Ich kann die Wut verstehen, die sind natürlich verunsichert, wir als Anwohner aber auch.“

Widersprüche bei Behörden

Selbst das Ordnungsamt und die Polizei widersprechen sich auf Nachfrage der Anwohner. Detlev Schiller, der in der Zwischenzeit mit Ordnungsamt, der zuständigen Senatsverwaltung und der Polizei in Kontakt getreten ist, resümiert halb resigniert, aber dennoch lachend: „Das Ordnungsamt hat mich um halb acht aus dem Bett geklingelt, ich solle mein Fahrzeug entfernen, sonst sei das eine Ordnungswidrigkeit. Wenige Tage später habe ich zwei Polizisten auf dem Fahrrad angesprochen, die mir versicherten, dass der Weg noch nicht aktiv ist.“

Umgedrehtes Schild irritert

Nachdem Anfang August einige der Anwohner für das Parken auf dem Streifen Richtung Oranienburger Straße nun doch Knöllchen erhielten, entschuldigte sich das Ordnungsamt bei Schiller, im Kontext eines von ihm initiierten klärenden Anrufs. Am 11. August sei dann ein Mannschaftswagen der Polizei vor Ort gewesen. Die Polizisten hätten den Stift zum Aufschreiben der „Falschparker“ bereits in der Hand gehabt, als Schiller sie auf das noch immer umgedrehte Schild aufmerksam macht. Die Antwort der Polizisten verblüfft und könnte mit Humor genommen werden, wenn die Situation für die leidtragenden Radfahrer sowie die Anwohner nicht so nervenaufreibend wäre: „Das hat wohl einer vergessen umzudrehen.“

Die Polizisten hätten sich dann dennoch einsichtig gezeigt, doch auf die Ankündigung einer klärenden Information am nächsten Tag folgte … genau: Nichts. Unterdessen fragen sich die Anwohner, wo sie in Zukunft parken sollen, schließlich wären laut Schiller viele ältere Anwohner nicht mehr in der Lage, weite Strecken zurückzulegen.

Senatsverwaltung: „Fahrradweg kann eingerichtet werden“

Die Pressestelle der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt antwortete nun auf eine Anfrage der RAZ mit weiteren Informationen: „Der Fahrradweg auf der Ollenhauerstraße kann eingerichtet werden.“ Die diesbezügliche Anordnung sei am 10.8.2023 an die Verantwortlichen des Bezirks verschickt worden. Es liege nun an diesen, die Einrichtung umzusetzen. Da das Parken zu Abend-, Nacht- und Feiertagszeiten möglich gemacht werde, seien allerdings noch neue Schilder nötig. Bis diese angebracht und die alten umgedreht werden, bleibt aber die Frage: Parkplatz oder Radweg?

Die zuständige Stadträtin hat bis Redaktionsschluss auf eine Anfrage der RAZ zum Thema nicht geantwortet.

Michl-Felix Bierl

Ein Mann weist irritiert auf ein komplett graues Verkehrsschild.
Anwohner Detlev Schiller weist auf das umgedrehte und damit ungültige Verkehrsschild (Foto: Michl-Felix Bierl)
Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.