Menschen in einem Wald
Im Tegeler Forst ist die Welt im Vergleich zu anderen Wäldern noch einigermaßen in Ordnung. Foto: fle

Wald unter der Lupe

Umweltausschuss für Klimaschutz und Biodiversität gegründet

Tegel – Um den großen und komplexen Problemen und dem Klimawandel entgegenzutreten, hat der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) in Berlin den Fachausschuss für Klimaschutz und Biodiversität (AfK) gegründet. Dieser traf sich zu einer Exkursion im Tegeler Forst. Die RAZ sprach mit Dr. Hans-Martin Hauskeller, neuer Ausschuss-Vorsitzender.

Sie haben sich kürzlich im Forstamt Tegelsee zusammengefunden, um als Deutscher Forstwirtschaftsrat (DFWR) einen neuen Fachausschuss für Klimaschutz und Biodiversität (AfK) gegründet. 

Der DFWR ist die Vertretung aller mit der Forstwirtschaft und dem Wald befassten Akteure in Deutschland und setzt sich für die Interessen und Belange einer nachhaltigen Forstwirtschaft ein. Er erarbeitet in Fachausschüssen die Positionen zu den wichtigen, den Wald und die Forstwirtschaft betreffenden Themen. Dabei haben die Themen Klimaschutz und Biodiversität in diesen Zeiten eine so herausragende Bedeutung, dass dazu ein neuer Fachausschuss zur Bearbeitung dieser Themenfelder gegründet wurde.

Wie nötig ist er? 

Klimaschutz ist in aller Munde und auch die zeitgleiche Biodiversitätskrise ist ein Megathema. Die Gesellschaft schaut dabei auch intensiv auf den Wald. Dabei ist er sowohl Opfer der Klimaveränderungen und trotzdem ein wesentlicher Teil der Lösungen. 

Wie wichtig ist Wald in Zeiten des Klimawandels?

Alle Waldfunktionen – von der Holznutzung über die positiven Wirkungen auf das Grundwasser, das Kleinklima und der Luftfilterung – sind gefragter denn je. Aufgrund dieser wichtigen Funktionen für die Gesellschaft müssen die Wälder an die schnellen klimatischen Veränderungen in ihrer Baumartenzusammensetzung, ihrer Struktur und in ihrer genetischen Ausstattung angepasst werden.

In unseren Wäldern steht eine multifunktionale Waldbewirtschaftung im Vordergrund. Es gibt Forstwirtschaft und Artenschutz. Wie passt das zusammen? 

Unsere Umwelt und somit auch die Wälder werden seit tausenden Jahren durch uns verändert. Die größte Veränderung erfährt der Wald aber durch den menschengemachten Klimawandel. Die moderne Forstwirtschaft harmonisiert die verschiedenen Nutzungsinteressen. Dafür ist die deutsche Forstwirtschaft in weiten Teilen der Welt hoch anerkannt. So passt auch Forstwirtschaft, Artenschutz und Erholungswald zusammen. Für den Artenschutz hat die Forstwirtschaft der vergangenen 150 Jahre viel erreicht. Die Wälder sind heute wieder so vielfältig, alt und vorratsreich, dass viele Arten zurückgekehrt sind. Gerade auch die geregelte Bewirtschaftung schafft Nischen, in denen sich Lebensräume entwickeln können. 

Sie waren auf Exkursion mit Revierförster Frank Mosch, Revierförster und Forstamtsleiter Marc Franusch, und haben den Tegeler Forst erlebt. 

Wir haben im Tegeler Forst beeindruckende Waldbilder gesehen, bei denen vor allem der hohe Laubholzanteil, das hohe Durchschnittsalter, die hohen Holzvorräte und die Strukturvielfalt auffallen. Dies scheint durch die französische Besatzungsmacht beeinflusst zu sein. Aber selbst hier sieht man Stress-Symptome, die vor allem auf hohe Sommertemperaturen, Hitzetage und Wasserstress in der Vegetationszeit zurückzuführen sind. Da die Klimaprognosen aber gerade auch für Ostdeutschland weiter steigende Temperaturen vorhersagen und die Niederschläge bestenfalls gleichbleiben, wird der Wasserstress der Bäume im Sommer deutlich zunehmen. Dafür sollten zukünftig Baumarten vertreten sein, die damit vergleichsweise besser zurechtkommen. Dies sind z.B. die Eichenarten, aber auch die selteneren die Wildkirsche, der Speierling, die Elsbeere und auch die alt bekannte Kiefer.  

Blicken Sie positiv in die Zukunft oder eher besorgt?

Eher besorgt. Die klimatischen Bedingungen – das Verhältnis der Verdunstung zu Wasserversorgung aus Niederschlag und Bodenwasser – werden extremer und laufen in hohem Tempo ab. Gerade diese Extreme schwächen das Ökosystem Wald. Durch die höheren Temperaturen werden zudem Schad-erreger wie zuwandernde Insekten, Pilze, Bakterien und Viren begünstigt, die häufiger auf geschwächte und gestresste Wälder und Bäume treffen. Die Wälder müssen angepasst werden, damit sie selbst anpassungsfähiger werden. Dies ist durch Vielfalt wie Baumarten, Strukturen, Bewirtschaftung und Genetik zu erreichen. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview Christiane Flechtner 

Astrid Greif