RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Ein Mann vor einem Schaufenster
Dieter Schmid geht in den Ruhestand, Foto: fle

„Soupe à L’ail“ und „Scampi à la Parisienne“

Die feine französisch inspirierte Küche der „Vogelweide“ in der Schulstraße ist nun geschlossen

Tegel – Es war eine feste Adresse für exzellentes Essen in Tegel. Das französische Restaurant Vogelweide in der Schulstraße 2 war sehr beliebt. Autor Michael Iwanowski bezeichnete es in seinem Restaurant-Tipp vor einigen Jahren als „ein Top-Restaurant mit feiner französisch inspirierter Küche“ in Berlins schönstem „Geheim-Kiez“. Doch nun bleibt die Küche für immer kalt, und bis Ende Februar ist alles, was die Vogelweide einmal ausmachte, ausgeräumt.

Seit mehr als vier Jahrzehnten zauberte Dieter Schmid hier im Restaurant am Herd besondere Gerichte. Die Karte allein schon las sich wie ein Gedicht, die mit „Soupe à L’ail“, der Knoblauchsuppe nach Art des Hauses, begann, sich mittendrin mit den Riesen-Hummerkrabben „Scampi à la Parisienne“ fortsetzte und mit dem Vanilleeis mit Preiselbeeren „Coupe Finlande“ endete. Auf dem Tisch die kulinarischen Köstlichkeiten, drumherum Bücher, Zeitschriften und Magazine und eine feine frankophil ausgerichtete Weinauswahl.

An lauen Sommerabenden saßen die Gäste an den fein gedeckten Tischen vor dem Restaurant – umrahmt von Rankelpflanzen und viel Grün. Kerzen sorgten für das passende Licht.

All das wird es nun nicht mehr geben. Denn die Inhaber Ditta und Dieter Schmid schlossen Ende des Jahres 2023 die Türen ihres feinen Restaurants. „Es ist soweit. Am Ende des Jahres schließt die Vogelweide für immer die Türen, den Keller, die Küche bleibt kalt“, steht in schwarzen Lettern an der Tür. „Mit 75 Jahren ist es genug. Es gibt auch keine Nachfolger, die sich in das gemachte Nest setzen wollen“, heißt es dort weiter. Eigentlich gab es sie doch: diejenigen, die das Restaurant weiterführen wollten. Doch als alles nahezu unter Dach und Fach war, machte der Vermieter den entscheidenden Rückzug. „Wir hatten schon Nachfolger gefunden, die auch unsere französische Küche und den Restaurant-Namen beibehalten wollten“, sagt Dieter Schmid. Alles sei schon „in trockenen Tüchern“ gewesen. „Doch der Vermieter möchte hier keine Gastronomie mehr haben, und somit waren die Zukunftspläne für die Vogelweide auf einen Schlag hinfällig“, sagt Inhaber Schmid. 

Sie waren bekannt, nicht nur durch ihr besonderes Restaurant, sondern auch für die Musik, die montags zur Corona-Zeit immer von ihrem Balkon erklang. Dieses kleine regelmäßige Konzert zog die Tegeler in der Pandemie magisch an, wurde beklatscht und gab Hoffnung.

Bis zum Oktober gab es noch die Schlemmersonntage, an denen man sich von den Stammgästen verabschieden konnte – und dann beendete Schmid am 3. Advent sein „Lebenswerk“.  

Nun wird ausgeräumt. Schilder sind schon abgeschraubt, der Kasten, in dem die Speisenkarte ausgehängt war, lehnt an der Hauswand. Innen ist das Ehepaar am Räumen. An den Wänden ist an den dunkleren Flächen zu erkennen, wo vorher einmal Bilder hingen. Auf Tischen stapeln sich die Gläser und Karaffen. Zurück bleiben die schönen Erinnerungen an ein gutes Glas Rotwein, exzellentes Essen und intensive Gespräche. Für Tegel ist es ein herber Verlust, es ist eine Lücke entstanden, die schwer zu schließen sein wird.

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.