Obwohl vermutlich die wenigsten Menschen in Berlin den Namen dieses Architekten kennen, wird es kaum jemanden geben, der noch an keinem seiner Werke vorbeigekommen ist. Schließlich hat er immerhin rund 50 U-Bahnhöfe entworfen. Nachdem der in Leipzig geborene Reinhard Erich Gerhard Rümmler am Spandauer Freiherr-vom-Stein-Gymnasium 1948 Abitur gemacht hatte, begann er an der Technischen Hochschule Berlin sein Architektur-Studium. „Ich schätze Herrn Rümmler sehr“, versicherte Professor Carl-Heinz Schwennicke, ein späterer Kollege. „Nicht nur sein allzeit freundliches und heiteres Wesen, das auch von den anderen Mitarbeitern als erfrischend empfunden worden ist, sondern auch seine ausgesprochen schnelle Arbeitsweise verbunden mit konstruktiver Gründlichkeit und verantwortungsbewusster Durcharbeitung haben mich für ihn eingenommen.“
Ein besonders glückliches Jahr dürfte für Rümmler 1959 gewesen sein: Er erhielt den Schinkelpreis, kam als Regierungsbauassessor bei der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen unter und heiratete die aus Spandau stammende Christa Brandt. 1964 stieg er zum West-Berliner Baudirektor auf. Anfangs war er Stellvertreter für Bruno Grimmek, Leiter der Planungs- und Entwurfsgruppe, der unter anderem die Bahnhöfe Alt-Tegel und Kurt-Schumacher-Platz gestaltete. Bei Rümmlers durch den Eingangspavillion markantester Station am Fehrbelliner Platz fielen die Reaktionen sehr gemischt aus. „Das Rot ist bewusst gewählt, um eine Gegenkraft zu den monoton grauen Wänden zu bekommen“, erklärte Rümmler und setzte gewollt auf „Konfrontation und städtebauliche Provokation“.
Besonders seine späteren Entwürfe sollten den Bezug der Haltestelle zum jeweiligen Namen oder der unmittelbaren Umgebung widerspiegeln. Am Rohrdamm etwa symbolisieren die von Fabrikmaschinen inspirierten Muster den Industriestandort, an der Zitadelle Spandau finden sich an eine Burg angelehnte Elemente und die Endstation Rathaus Spandau soll an einen Ratskeller erinnern. Zur Station Paulsternstraße beschreibt der Architekt in blumigen Worten die gewünschte Wirkung so: „Hier wachsen die Bäume in den Deckenhimmel und verbinden sich mit ihm. Im U-Bahntunnel findet die Verschmelzung der Erdenschwere mit unendlicher Weite statt.“
Durch den Fall der Mauer mit den ungeahnten Veränderungen für die zusammenwachsende Hauptstadt wurden einige seiner Pläne nicht mehr realisiert, allerdings wurden Mitte der Neunziger Jahre noch die letzten von ihm entworfenen U-Bahnhöfe der U8 in Wittenau eröffnet. Der unerwartete Tod seiner Frau mit nur 59 Jahren machte ihn 1988 zum Witwer. Bald nach dem 40. Dienstjubiläum ging er Ende 1994 in Pension – mit einer aufwendigen Feier in der Zitadelle Spandau. Er heiratete ein zweites Mal. Am 16. Mai 2004 verstarb er an einem Schlaganfall und wurde einen Tag vor seinem 75. Geburtstag in Spandau neben seiner ersten Ehefrau beigesetzt.
Größeren Einfluss als Architekt auf die Berliner U-Bahn hatte wohl nur Alfred Grenander, ein schwedischer Baumeister, der von der Entstehung der Untergrundbahn in Berlin 1902 bis zu seinem Tod 1931 zahlreiche Bahnhöfe, aber auch Waggons entwarf. Seit 2009 heißt der Platz an der Endstation Krumme Lanke Alfred-Grenander-Platz. Eine derartige Ehrung wurde Rümmler bisher noch nicht zuteil.