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Die Königin-Luise-Kirche ist dem Rathaus von Tangermünde nachempfunden. Foto: Wolfgang Nieschalk

Jubiläum mit vier Einsen

Kirche Königin-Luise-Kirche feiert mit Festprogramm

Waidmannslust – Es ist ein Jubiläum mit genau genommen vier Einsen: In der Königin-Luise-Kirche an der Bondickstraße 14 wird am 9. und 10. November 111 Jahre und einen Monat nach der Kirchweihe an dieses Ereignis von 1913 mit einem Festprogramm erinnert.

 Die Kirche ist mit ihrem 42 Meter hohen Turm seit nunmehr 111 Jahren das Wahrzeichen des Ortsteils Waidmannslust, der sich ab 1875 aus einer Ansammlung von Gartenlokalen, Vergnügungs- und Waldgaststätten zu einer Villenkolonie entwickelte. Die eigene Bahnstation beschleunigte das Wachstum der Siedlung, so dass schon 1896 der Ruf nach einer eigenen Kirche lauter wurde. Kaiserin Auguste Viktoria, die sich darum bemühte, über die bedrohlich schnell gewachsene Reichshauptstadt ein soziales und kirchliches Netz zu legen, übernahm auch das Protektorat für die – zunächst im neobarocken Stil – geplante Kirche. Kaiser Wilhelm II. persönlich regte an, den Kirchbau im altmärkischen Stil auszuführen. Dabei sollte der Ostgiebel dem Rathaus von Tangermünde / Elbe nachempfunden werden. Als Architekt wurde Kirchenbaurat a.D. Robert Leibnitz verpflichtet.

 1912 fand die Grundsteinlegung statt. Für das Sockelmauerwerk und den Turm verwendete man Rüdersdorfer Kalkstein, für die Fenstereinrahmungen Muschelkalk. Das übrige Mauerwerk wurde mit Rathenower Handstrichsteinen ausgeführt. Unter Anwesenheit der kaiserlichen Prinzen konnte am 9. Oktober 1913 die Kirche geweiht werden. Sie erhielt den Namen des nationalen Idols aus der Zeit der preußischen Befreiungskriege. Königin Luise zum Gedenken schuf Bildhauer Breitkopf eine Statue aus Kunststein, die in einer Nische über dem Eingang aufgestellt wurde.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche durch eine Luftmine erhebliche Schäden, die erst Anfang der 50er Jahre beseitigt werden konnten. In den 1960er Jahren erfuhr der Innenraum eine gründliche Veränderung: Der neogotische Hochaltar, der Taufstein, die ebenfalls im neugotischen Stil errichtete Kanzel und der reich verzierte und mit Hirschgeweihen bestückte Kronleuchter wurden durch neue Elemente ersetzt. Durch Vergrößerung der Altarfenster, Abriss der Seitenempore und eine helle Farbgebung der Wände und Bänke wurde der Innenraum lichter.  1966 bekam die Kirche wieder eine neue Orgel. Trotz der Ende der 1980er Jahre durchgeführten substanzerhaltenden Maßnahmen wie die Restaurierung des Rosettengiebels und der Kirchturmzinnen, die Neueindeckung des Chordachs, die Überholung der Orgel, waren 20 Jahre später wesentliche Bauteile – vor allem Turmdach und -fassade – sanierungsbedürftig. Durch eine groß angelegte Spendenaktion, an der sich der Förderverein, aber auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die KiBa-Stiftung maßgeblich beteiligten, konnte 2019 die grundlegende Instandsetzung durchgeführt werden.  Erst vor wenigen Wochen erhielt die Kirche eine neue Beleuchtung. 

Festprogramm (Auszug): 

9. November, ab 15 Uhr in der Kirche, Bondickstraße 14, und im Gemeindesaal, Bondickstraße 76

15 Uhr: Orgelandacht, 15.30 Uhr: Ausstellung „LUISE“ in Bildern, 16 Uhr: Konzert der Kirchenband „Sons n‘ Daughters“, 16.45 Uhr: Lesung der SchreibLotten, 19.05 Uhr: Vortrag „Die Königin-Luise-Kirche in Waidmannslust und ihr Baumeister Robert Leibnitz“, 20.30 Uhr: Konzert mit dem N.E.o.N. Vokalensemble und der Nordberliner Chorgemeinschaft, 21.45 Uhr: Musikalisches Abendgebet

10. November, 11 Uhr: Festgottesdienst, ab 12 Uhr: Kirchencafé, 14 Uhr: „Kirche zwischen Resignation und Zuversicht, Gastvortrag von  Prof. Dr. Slenczka, anschließend: Statements von Superintendent Thomas Harms, 17 Uhr: Chorkonzert, 18.30 Uhr: Pop-Rock-Konzert.

Christian Schindler