Wittenau – Im Oktober hatte der „Weiße Ring“ mit seinen Netzwerkpartnern im Ernst-Reuter-Saal getagt. Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) hielt ein Grußwort und sprach über die gute Zusammenarbeit mit der Organisation, die den Slogan hat „Wir helfen Kriminalitätsopfern“. Sie übergab in Form eines symbolischen Schecks eine Spende des Bezirksamtes in Höhe von 500 Euro und sprach von Gewalt gegenüber Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Bezirksamtes: „Immer häufiger erleben wir Bedrohungen und Angriffe, insbesondere auf Einsatzkräfte und Verwaltungsmitarbeitende.“
So wurden vor gut einem Jahr Mitarbeiter des bezirklichen Ordnungsamtes im Märkischen Viertel angegriffen, nachdem sie ein falsch geparktes Fahrzeug notiert hatten. Nach Beleidigungen und Schlägen flogen zum Schluss sogar Stühle in Richtung der Ordnungshüter. Kurz danach verletzte ein Rollstuhlfahrer im Rathaus einen Bediensteten, der ihm Informationsmaterial aushändigen wollte. Für Mitarbeitende des Ordnungsamtes wurden aufgrund solcher Erfahrungen Schutzausrüstungen mit Helmen gekauft.
Schulungen zu Deeskalation und Selbstbehauptung
Das war aber nur eine Gegenmaßnahme, die das Bezirksamt ergriff. Als Folge solcher Übergriffe intensivierte es auch die Zusammenarbeit mit dem Weißen Ring. Es werden „Vorträge und Workshops zu Deeskalation und Selbstbehauptung“ angeboten, sagte Demirbüken-Wegner auf dem Netzwerktreffen im Ernst-Reuter-Saal: „Diese stärken unser Team im Umgang mit schwierigen Situationen und fördern den Zusammenhalt in der Gemeinschaft.“
Hilfsangebote und Beratung für betroffene Mitarbeiter
Auf Nachfrage der RAZ bei Manuela Krahl-Röhnisch, Landesvorsitzende des Weißen Ringes, teilte sie mit, dass ihre Organisation im Rathaus Reinickendorf ein Büro unterhalte, wo sich „betroffene Mitarbeiter an unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter wenden können“. Diese verstehen sich „als Lotsen im Hilfesystem“, um die „Folgen der Tat zu bewältigen“. Dazu gehöre auch „Beratung bei Anwälten oder auch bei Psychologen“. Krahl-Röhnisch informierte, dass die Spende des Bezirksamtes in die Opferarbeit des Weißen Ringes fließen werde.
Ein Sprecher des Bezirksamtes konkretisierte die Themen mit der Organisation gegenüber der RAZ. Es handele sich um Fragestellungen wie „was ist Gewalt im dienstlichen Kontext?“, „wie äußert sich Gewalt?“ und „welche Möglichkeiten haben Dienstkräfte dagegen vorzugehen?“. Im laufenden Jahr werde pro Quartal ein Thementag veranstaltet. Dazu gehöre auch „Deeskalationstraining“. Er legte Wert darauf, dass es keine Schulung zur Selbstverteidigung gebe. Vielmehr werde im Rahmen von „Selbstbehauptung“ über „Dynamik von Gewaltprozessen“, „Deeskalation durch die eigene Körpersprache“ und „Methoden zu mentalem und körperlichem Training zur Angstbewältigung“ gesprochen.