RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Ufer-Blick auf einen kleinen See mit viel Grün drum herum
Der Hermsdorfer See ist um 7.000 Kubikmeter Schlamm ärmer. Foto: fle

Schlamm ist nicht zu trocknen

Entschlammung des Hermsdorfer Sees vorerst beendet

Hermsdorf – Seit 2022 wurden Arbeiten im Hermsdorfer See durchgeführt, die den See vertiefen sollten. Das natürliche Gleichgewicht im Gewässer sollte wieder hergestellt werden, und für diese Maßnahme standen 1,3 Millionen Euro zur Verfügung.

Leser Thilo Menzel allerdings berichtete, dass die Maßnahme vorzeitig eingestellt wurde. „Sie sollte planmäßig erst nächstes Jahr enden. Ein Angehöriger der beauftragten Firma teilte mir mit, Berlin habe die Maßnahme aus Geldmangel abgebrochen.“ Er befürchtet, dass möglicherweise viel des bereits gezahlten Geldes verloren sei, denn die Vorbereitungsmaßnahmen war sehr umfangreich. „Ist das ein weiteres Beispiel für Berliner Misswirtschaft?“, fragte er sich und die RAZ.

Unerwartete technische Hürden bei der Entschlammung

Um den Grund der vorzeitigen Beendigung der Entschlammung zu erfahren, fragte die RAZ bei der zuständigen Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt nach. Derk Ehlers, Wildtierreferent, Stadtnaturexperte und Pressereferent, gibt Entwarnung: „Die Arbeiten zur Entschlammung des Hermsdorfer Sees sind zunächst abgeschlossen. Es wurden rund 7.000 Kubikmeter Schlamm auf 12.000 Quadratmetern Fläche entnommen, die Gesamtkosten belaufen sich auf rund zwei Millionen Euro.“

Mit der vorfristigen Beendigung der Maßnahme sei etwa ein Drittel der geplanten Menge an Schlamm entfernt worden. Sie hatte sich als Sedimente über die Regenwassereinleitungen abgelagert. „Grund für die geringere Entnahme sind die unerwartet hohen technischen Schwierigkeiten, die in Verbindung mit den gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen an die Zusammensetzung der Flockungshilfsmittel im Trinkwasserschutzgebiet entstanden“, erklärt Derk Ehlers. Sie seien Voraussetzung für die Entwässerung des Schlamms, der dann getrocknet entsorgt werden kann. „Im vorliegenden Fall war keine wirksame Entwässerung und somit eine Trocknung des Schlamms möglich, so dass erheblich höhere Kosten durch das Entsorgen der Gesamtentnahme auftraten“, fügt er hinzu. 

Suche nach neuen Lösungen und Bereitstellung von Finanzmitteln

Derzeit werde nach anderen technischen und chemisch-physikalischen Möglichkeiten gesucht, um den restlichen Schlamm zu entwässern und kostengünstiger zu entsorgen. Die finanziellen Mittel müssten im Anschluss für die kommenden Jahre haushälterisch bereitgestellt werden. 

Der Hermsdorfer See und das Tegeler Fließ

Der See ist Teil des Tegeler Fließes – eine eiszeitliche Abflussrinne, die sich von Mühlenbeck durch den Berliner Norden auf 17,3 Kilometern in Richtung des großen Berliner Urstromtals schlängelt. An der Grenze von Hermsdorf und Lübars verbreitert sich das Fließ und bildet den Hermsdorfer See.

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.