RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Eine Frau vor einem Tisch
Beratungsstellenleiterin Siri Barchewitz hält viele maßgeschneiderte Hilfen für Kinder und Jugendliche bereit, Fotos (2): ks

Sprechen geht auch anders

Neues Angebot für Menschen mit Sprachstörung

Tegel – Eine neue Beratungsstelle hat vor kurzem ihre Arbeit im Bezirk aufgenommen. Sie befindet sich mitten im Tegeler Kiez, im Erdgeschoß des Ärztehauses Schloßstraße 2. Das Angebot der gemeinnützigen Navitas GmbH richtet sich vor allem an Menschen aller Altersgruppen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigungen nicht oder nur in geringem Maße verständlich sprechen können. 

Unterstützung für Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen

Autismus, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Tourette-Syndrom, Tetraspastik, Hemiparese sowie Muskelatrophie sind die häufigsten Diagnosen. Auch Demenz im Alter ist eine der Ursachen. In allen dieser Krankheitsbilder kann die so genannte „unterstützte Kommunikation“ das Leben leichter machen.

Beratung, Diagnostik und Zusammenarbeit mit Fachstellen

Die Aufgaben der vor Ort tätigen Mitarbeiterinnen bestehen in der Erstberatung inklusive Diagnostik zur Findung alternativer Kommunikationswege, in der Unterstützung bei der Beantragung von Kommunikationshilfsmitteln und in der einführenden Begleitung. Zudem existiert eine enge Kooperation mit Therapeuten, Kindertagesstätten, Schulen und Werkstätten. 

Als wichtigste Hilfsmittel gelten Geräte und Instrumente, welche die Sprache durch virtuelle oder haptische Eingaben ersetzen. Dies können etwa Hand-, Fuß-, Augen- oder Mundsteuerung sein. Tasten und Sensoren an den richtigen Stellen kommen eine besondere Bedeutung zu. Der amerikanische Physiker Stephen Hawking darf als Beispiel und Vorreiter für derartige Entwicklungen genannt werden. Sein Sprachcomputer ermöglicht etwa die Verständigung über Augenzucken.

Träger der Beratungsstelle, die übrigens durch einen beträchtlichen Zuschuss der „Aktion Mensch“ mitfinanziert wurde, ist die Navitas gGmbH mit Sitz in der Britzer Buschkrugallee. Sie ist seit 2002 hauptsächlich in Berlin, teilweise auch in Brandenburg tätig. Kinder-, Jugend- und Familienhilfe lauten die Schwerpunkte. Nicht ohne Grund bezeichnet man sich als „kulturübergreifende Gesellschaft für soziale Dienstleistungen“. Unter den rund 250 Mitarbeitern seien rund 40 Sprachen vertreten, weiß Geschäftsführer Candan Ögütҫü nicht ganz ohne Stolz zu berichten. „Kommunikation und soziale Teilhabe sind die tragenden Säulen unserer Arbeit“, definiert er anlässlich der Beratungsstelleneröffnung das Leitmotiv.

Einweihung mit prominenter Unterstützung

Apropos Eröffnung: Zur Einweihung am 8. Oktober kamen rund 30 Mitarbeiter und Unterstützer in die Tegeler Schloßstraße. Die Anwesenheit von Emine Demirbüken-Wegner unterstreicht die Bedeutung für den Bezirk. „Sie geben den Menschen ein Stück Sicherheit; Das nennt man echte Partizipation“, freut sich die Bezirksbürgermeisterin über das neue Angebot in zentraler Lage. „Wir wollen gern an Ihrer Seite sein“, sagt die erste Kommunalpolitikerin Reinickendorfs ihre Unterstützung zu.

Kontakt und Terminvereinbarung

Die beiden Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle, Siri Barchewitz und Claudia Nguyen, sind auch ambulant tätig. Für eine Terminvereinbarung empfiehlt sich vor einem persönlichen Besuch die vorherige Kontaktaufnahme unter Tel. 700 980 31 oder per E-Mail an einzelfallhilfe.tegel@navitas-ggmbh.de

Karsten Schmidt

Schon in jungen Jahren hat sich Karsten Schmidt journalistisch engagiert: für Schülerzeitungen und Studentenmagazine. Seit rund 30 Jahren ist er freiberuflich tätig – als bekennender Nordberliner von der ersten Stunde an beim RAZ Verlag dabei, außerdem als Berliner Korrespondent für mehrere Fachzeitschriften aus den Bereichen Mode, Wirtschaft und Gastronomie.