Tegel – Es ist am Sonntag so voll in der Hafenbar Tegel, dass sogar ein Einlassstopp verhängt werden muss. Ein letztes Mal feiern die Gäste in der Kneipe, die sich im Souterrain der Tegeler Seeterrassen. Der Grund: Es ist der letze Abend für das Kultlokal. dann wird es für immer geschlossen.
„Riesen-Schock“
Ganz kurzfristig, keine zwei Wochen zuvor, erfuhr „Kapitän“ Daniel Schüler von seiner Kündigung. „Das war ein Riesen-Schock für mich“. sagt der 41-Jährige. „Ich bin ja Angestellter, und es ist definitiv nicht meine Entscheidung, denn ich liebe meinen Job und die Hafenbar“, sagt er. „Und so war ich auch mega gefrustet und enttäuscht.“ Am 14. erhielt er seine Künigung, und nun musste er nur elf Tage später schließen.
Unter seiner Leitung entwickelte sich die Hafenbar zu einer echten Attraktion für Livemusik-Fans. Mehrmals pro Woche spielten auf der kleinen Bühne viele Musiker und grandiose Bands live. „Mittlerweile gibt es das in Berlin nicht mehr oft, und im Berliner Norden ganz selten“, fügt er hinzu. Vor allem, wer dort auf der Bühne stand, war beachtlich: Zum Beispiel die Band of Friends mit Gerry McAvoy, dem ehemaligen Gitarristen von Rory Gallagher, oder der Bassist Malcolm Bruce, Sohn des bekannten Cream-Bassisten Jack Bruce. Insgesamt 160 bereits geplante Konzerte für Dezember und das nächste Jahr muss Schüler nun wieder absagen. Am letzten Abend spielten die Doc Baileys Furious Fast Fackahs – mit dabei war auch Nenas ehemaliger Bassist Jürgen Dehmel.
Schwierige wirtschaftliche Lage
Auf Nachfrage erklärte der Geschäftsführer der Tegeler Seeterrassen Betrieb GmbH, Andreas Naffts: „Es war in den letzten Jahren nicht möglich, den Betrieb der Hafenbar auf wirtschaftlich eigene, gesunde Füße zu stellen. Zu einem größeren Teil mussten Veranstaltungen durch die Seeterrassen subventioniert werden. So muss ich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, mit stetig steigenden Kosten und Gebühren, aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht den Betrieb einstellen. Sehr leid tut es mir für mein sehr engagiertes Hafenbar-Team um Herrn Schüler, gleiches gilt für den Verlust in der Reinickendorfer Kulturszene.“
Und was wird Daniel Schüler nun tun? „Nun, erstmal werde ich mich um meine kleine Familie kümmern. Und dann habe ich ja Veranstaltungstechnik und Management studiert – und ist ja nach wie vor Musik meine Leidenschaft. Da wird sich sicher etwas finden.“