RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Bäume in einem Park. Die Zweige sind saisonbedingt kahl.
Hier sollen für „die freie Sichtachse zum See“ Bäume gefällt werden. Foto: kbm

Eine Sichtachse zur Resi

„Fällungen aus optischen Gründen nicht akzeptabel!“

Reinickendorf – Nach einem städtebaulichen Wettbewerb 2018 soll der Schäferseepark ein behutsames und zeitgemäßes „Upgrade“ erhalten. Im Siegerentwurf der „Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH Berlin“ ist geplant, dass „die Zugänge zum See […] dabei „funktional und visuell gestärkt werden (sollen), um den Bezug zwischen Schäfersee und Stadtumfeld wieder hervorzuheben und die Menschen in den Park einzuladen.“ Die Zeichnung dazu zeigt ältere Menschen auf einer Bank und Familien mit kleinen Kindern. Aktuell beklagen die Bewohner, dass sie den See meiden, weil sich andere Zielgruppen eingeladen fühlen. Genau wie beim benachbarten Franz-Neumann-Platz treffen sich auch hier Suchtabhängige. 

Anwohner und Naturschützer sorgen sich um 20 alte, gesunde Bäume, die aus gestalterischen Gründen gefällt werden sollen, um die „Sichtachse zur Residenzstraße freizuschlagen“. Fünf Neupflanzungen sind im Ausgleich dafür geplant. Die RAZ befragte Carmen Schiemann vom NABU und Sven Eberle von der Projektgruppe Schäfersee zum Thema.

Frau Schiemann, was sagt die Ortsgruppe des NABU zu den Plänen für die Umgestaltung des Schäferseeparks? 

Wir begrüßen die Pläne, dass im Schäferseepark vieles, was in die Jahre kam, erneuert und verschönt werden muss. Die Planung dafür stammt aus dem Jahr 2018 und seitdem sind sechs Jahre vergangen. Der Park hat einen historischen Baumbestand (1848, 1915, 1917 u.a.), der im Baumkataster nachzulesen ist. Einige Bäume sollen für die Gestaltung und Versiegelung des Eingangsbereichs von der Resi aus und für eine freie Sicht auf den Schäfersee gefällt werden. Vor allem werden die Kugelahorne neben dem Resi-Kiosk als „entfernenswert“ angesehen, obwohl diese mit ihrer Sonnenschirmform gut für eine künftige Nutzung des Resi-Kiosks wären. Die Entfernung der Bäume soll einen direkten Blick auf den Schäfersee von der Residenzstraße und dem gegenüberliegenden Franz-Neumann-Platz aus erleichtern. Allerdings kann auch durch die Stämme problemlos von der Resi aus durchgesehen werden. Für uns ist jeder Baum Klimaschutz und erhaltenswert und Fällungen aus optischen Gründen nicht akzeptabel. 

Herr Eberle, welche Ziele hat die Bürgerinitiative?

„Wir wollen alle Bäume und den Schäferseepark als Gartendenkmal in seiner Form erhalten. Ebenfalls den Park als Erholungsfläche und nicht noch mehr Besucher anlocken. Die Anwohner leiden, vor allem im Sommer unter einem erhöhten Besucherandrang, der auch die Natur bereits jetzt belastet. Nachts wird laut „gefeiert“, was nicht im Sinne einer geschützten Grünanlage ist. Die Tiere leiden ebenfalls und haben kaum Möglichkeiten, sich zurückzuziehen. Wir wollen keine Versiegelung und die Sitztreppe und die Aussichtsplattform werden keine Aufwertung bringen. Dort wird durch die Stein-Bauweise – nach unserer Einschätzung – eher eine Erwärmung stattfinden. Und  beides wird wahrscheinlich vor allem für weitere Partys und Trinkgelagen genutzt. 

Danke für das Gespräch.

Interview: Karin B. Mademann

Karin-Brigitte Mademann