Liebe Leserinnen und Leser,
im ausgehenden Jahr haben wir 75 Jahre Grundgesetz gefeiert. Das bedeutet auch: 75 Jahre Pressefreiheit, was in Artikel 5 Absatz 1 verankert ist. Die unabhängige Berichterstattung macht die Transparenz schaffende und fundierte Meinungen begründende „Vierte Gewalt“ unserer Demokratie erst möglich. Doch – wie unsere Staatsform im Ganzen – ist auch die Pressefreiheit erheblichem Druck ausgesetzt. Wir erleben bei uns und in vielen anderen Ländern, dass Fakten mit Meinung verquickt und verwechselt werden und gezielte Desinformation dazu verlockt, falsche „Wahrheiten“ unkritisch anzuerkennen. „In Zeiten sozialer Medien, inflationärer Botschaften und einer daraus resultierenden schwindenden Aufmerksamkeit bedienen sich immer mehr Privatpersonen und unseriöse Medien unlauterer Werkzeuge […] Lügen und Fakes werden unentwegt produziert und ungefiltert verbreitet“: So formuliert das die Website www.jahrdernachricht.de
#UseTheNews: Ein Zeichen gegen Desinformation
Diese und die gleichnamige Aktion 2024 gehen zurück auf eine Initiative der Deutschen Presse-Agentur dpa, die – gemeinsam mit großen Medienpartnern und prominenten Gesichtern des Nachrichtenjournalismus – unter dem Motto #UseTheNews vor allem junge Menschen zu (mehr) Medienkompetenz befähigen möchte. 58 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen seien zwischen Mai und Juli 2023 mit gezielter Desinformation in Berührung gekommen, heißt es unter anderem.
Herausforderungen durch KI und lokale „blinde Flecken“
Ich finde es unglaublich wichtig, dass sich Menschen und Institutionen dem Problem mit solch vereinter Kraft entgegenstellen, denn künftig wird es mit der Trennschärfe zwischen Wahrheit und Pseudo-Information durch neue Möglichkeiten künstlicher Intelligenz sicher noch schwieriger werden. Schauen wir gleichzeitig ins „Analoge“
– auf das Lokal- und Regionalzeitungssterben –, haben wir es in Teilen Deutschlands inzwischen mit regelrechten „blinden Informationsflecken“ zu tun; der Weg für „alternative“ Organe, die Meinung statt Fakten streuen, ist dort frei, schutzlos sozusagen.
Dank für lokaljournalistische Vielfalt
Als Berliner dürfen wir sehr dankbar sein, auf eine bunte, vielfältige und seriöse journalistische Bandbreite zugreifen zu können. Dazu gehören auch unsere Verlagsprodukte wie die RAZ oder WEZ. Sie mögen kleinere Rädchen sein, aber sie sind Teil des Ganzen: unabhängig, verbindlich und verbindend statt spaltend.
Gemeinsam stark durch Unterstützung vor Ort
Deshalb geht nun, zum Jahresende, mein ganz besonderer Dank an all jene, die die Grundlage dafür schaffen, dass wir unsere kostenlosen Zeitungen und Magazine immer wieder frei, bunt und vielfältig ausgestalten können. Denn, wie Sie wissen, finanzieren wir unser Portolio über Werbung; ohne unsere Anzeigenkunden würden die Druckerpressen ganz schnell stillstehen müssen. Den Menschen hier gingen dann nicht nur ein Stück gute Gewohnheit und Unterhaltung verloren, sondern vor allem Organe, die ihren Teil zu unserer Gesellschaft beitragen. Engagement für unsere Demokratie macht sich hier in diesem Sinne nicht als konzertierte Aktion bemerkbar, sondern mittelbar:
als stetiger Rückhalt lokaljournalistischer Vielfalt: Jedes einzelne Inserat hilft, die Zukunft unserer Arbeit und die unserer Medien zu sichern! Umgekehrt können wir alle unsere Unternehmen und Dienstleister aus der Nachbarschaft bestärken, indem wir ihre Angebote wertschätzen und in Anspruch nehmen: #SupportYourLocal heißt das heutzutage. Und wenn sich alle gegenseitig „local supporten“, wird unsere Gemeinschaft stärker und resilienter. Das wünsche ich mir für 2025.
Ihnen allen frohe Weihnachtstage und einen guten Rutsch.
Ihr Tomislav Bucec
Herausgeber