Manchmal geht alles ganz schnell – so auch am Nachmittag des 21. Juni an der Badestelle Reiswerder des Tegeler Sees. Dort verlor ein fünfjähriger Junge im Wasser den Boden unter den Füßen und geriet schnell mit dem Kopf unter Wasser.
Christian Wiesener (Foto) von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) reagierte blitzschnell: Der Stationsleiter der DLRG-Wasserrettungsstation sprang sofort ins Wasser und brachte den Jungen ans Ufer.
Wiesener kennt sich aus – nicht nur mit der Rettung von Menschen, sondern auch mit der Badestelle Reiswerder: „Ich bin hier auf der Station seit 1995 und bin seitdem – wie alle anderen DLRG-Mitglieder – ehrenamtlich hier im Einsatz.“ Obwohl er nicht mehr in Berlin wohnt, kommt er jedes Wochenende nach Reiswerder, um als Leiter der Wasserrettungsstation über die Badegäste zu wachen.
Grundsätzlich sei der Strand sicher und auch für kleine Kinder geeignet: der Einstieg ist flach, der Strand ideal zum Buddeln. Doch eine Stelle sei tückisch: Rund um den Steg, wo die Fähre von der Insel Reiswerder und auch die Boote der DLRG anlegen, habe sich durch die Bootsbewegungen der Untergrund verändert, und es gäbe dort einige tiefere Stellen, die vor allem für Kinder, die nicht schwimmen können, gefährlich werden könnten, erzählt der 45-Jährige. „Die kleinen Kinder laufen drauf los, machen einen weiteren Schritt, treten plötzlich ins Leere und gehen unter“, sagt Wiesener. „Kleine Kinder ertrinken leise ohne Geschrei oder Geweine – und oftmals, ohne dass es jemand bemerkt.“
Den rund 45 Einsatzkräften an der Wasserrettungsstation Reiswerder ist diese Gefahr bekannt. „Auch aus diesem Grund hatte sich Christian Wiesener an jenem Samstagnachmittag auf dem Steg positioniert, um schnell eingreifen zu können. Und das tat er, als das Kind den Boden unter sich verlor. „Wenn man lange dabei ist, hat man den Blick dafür, die Übersicht über eine bestimmte Situation.“ Doch nicht nur Wiesener, sondern auch der Vater des Kindes war aufmerksam und sofort zur Stelle. „Der Junge hatte quasi zwei Retter an seiner Seite.“
Trotz der wenigen Sekunden, die das Kleinkind unter Wasser war, wurde der Rettungsdienst angefordert. „Es war wichtig, dass der Junge noch einmal von einer Ärztin untersucht wurde. Das ist bei uns in den Räumen der Rettungsstation geschehen, um den Jungen vor den Blicken der Schaulustigen zu schützen.“
Seepferdchen keine Garantie
An jenem Samstagnachmittag wurde noch eine weitere Person gerettet: Ein Mann bekam beim Schwimmen einen Krampf, machte auf sich aufmerksam und wurde von den Rettungsschwimmern in Sicherheit gebracht.

Die DLRG hatte in diesen Tagen viel zu tun – und mit Beginn der Ferien wird es nicht besser. „An normalen Wochenenden sind auf der Wasserrettungsstation Reiswerder zwischen acht und zehn unserer Leute vor Ort und vier bis fünf Leute auf dem Boot“, weiß Aljoscha Schräge, Leiter Einsatz. Von Sanitätseinsätzen auf Booten oder den Inseln über technische Hilfeleistung auf Booten, Taucheinsätze und dem Verarzten von Schnittwunden oder Wespenstichen bis zum Retten Ertrinkender reicht ihr Aufgabenfeld.
Ein großes Problem ist allerdings, dass immer weniger Grundschulkinder schwimmen können – deutschlandweit sind das 20 Prozent. „Und so sind es auch oft Kinder, die wir aus dem Wasser holen“, weiß Sonja Moser, Jugendvorsitzende der DLRG Tiergarten. Die Station wird von dieser Bezirksgruppe betreut.
„Wenn ein Kind das Seepferdchen-Abzeichen gemacht hat, bedeutet es noch lange nicht, dass es gut schwimmen kann“, erklärt sie weiter. Eltern nehmen zudem ihre Aufsichtspflicht nicht ernst. „Oft heißt es, man habe nur mal kurz aufs Handy geschaut“, sagt Wiesener. „Aber das kann fatal sein“. Er rät: Kinder sollten Schwimmwesten tragen anstatt Schwimmflügel oder Reifen. Zudem sollte man immer beim Kind im Wasser bleiben und es nicht allein spielen lassen.
Übrigens: Jugendliche ab zwölf Jahren oder Erwachsene, die Interesse haben, bei der DLRG mitzumachen, können sich per E-Mail an info@tiergarten.dlrg.de oder allgemein an info@berlin.dlrg.de wenden.