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Hinter dem Bahnübergang befinden sich die Pavillons. Foto: kbm

Konzept für Brandruinen

Pavillons am Bahnübergang in Tegel werden wieder aufgebaut

Tegel – Während das Berliner Bahnnetz Straßen in der Regel über Brücken oder Tunnel quert, gibt es in Tegel eine seltene Ausnahme: Zwischen den Bahnhöfen S-Tegel und Heiligensee gibt es einen Bahnübergang über  eine Straße. Die Schranke dort teilt den Ortsteil: westlich befindet sich die belebte Berliner Straße mit Fußgängerzone und Einkaufsmeile, östlich ein ruhiges Quartier mit der denkmalgeschützten Wohnanlage Gorkistraße.

Direkt hinter dem Bahnübergang steht ein großes, schwarzes, fensterloses Technikgebäude – das Regenpumpwerk Bundesautobahn. Verdeckt wird es durch vier eingeschossige Pavillons. Sie stehen auf einem Grundstück, das vom Bezirk verpachtet und von der Pächterin an Gewerbetreibende weiter vermietet wird. Die beiden äußeren Einheiten beherbergten das Restaurant „Zugpferd“ und einen Asia-Imbiss. Die beiden mittleren Pavillons wurden seit Juli 2012 von Joachim Kafert und seinem Untermieter Uwe Tschitschke genutzt. In ihrem „Kiez-Point“ befand sich unter anderem eine Jobvermittlung, PIN-Dienste, Verkauf von Tickets für Flixbus und Bahn sowie der „Kiez-HandwerkerLaden“, der für einen festen Kundenstamm haushaltsnahe Dienstleistungen ohne Anfahrt-Berechnung zu Festpreisen anbot. Beschäftigt wurden hier auch Handwerker, die älter als 50 Jahre alt sind.

Joachim Kafert (l.) und Uwe Tschitschke Foto: kbm

Am 11. Mai 2023 zerstörte ein Brand drei der vier Pavillons. Ausgelöst wurde das Feuer durch einen vertrockneten Weihnachtsbaum im Außenbereich, der in Flammen aufging und auf die Gebäude übergriff. Die Versicherungsregulierung ist inzwischen erfolgt, die Brandreste an den Pavillons wurden von Joachim Kafert freigeräumt. „Ich möchte die zerstörten Pavillons wieder aufbauen und habe für das ganze Ensemble ein nachhaltiges Konzept entwickelt, das sich an der früheren Nutzung orientiert. Wenn die letzten Unklarheiten geklärt sind, könnten die Arbeiten im Frühjahr 1926 abgeschlossen sein.“ 

Neben Serviceangeboten für Besucher  des nahe gelegenen Kreuzfahrtterminals (etwa mit dem Angebot „Schiff & Rad“ am Startpunkt des Berlin-Kopenhagen-Radwegs) und des Tegeler Fließes, soll es gesunde, vegane Küche geben. Kafert denkt dabei auch an die Schüler des benachbarten Humboldt-Gymnasiums. Aus dem ehemaligen „Zugpferd“ soll ein Café werden, das sich im Tagesverlauf flexibel an die Gäste anpasst. 

Viele Anwohner bedauern, dass der Ort an der Schranke aktuell einen traurigen Anblick bietet: Die Plane über den Brandruinen ist beschädigt, Teile davon wurden von Obdachlosen genutzt, ein Bauzaun schützt notdürftig, Essensreste und Müll liegen herum und ziehen Ungeziefer an.

Joachim Kafert möchte, den Wiederaufbau zügig umsetzen. Sein Ziel: ein lebendiger, vielseitiger Treffpunkt im Kiez, der sich am Bedarf der Menschen orientiert. „Wenn die letzten Unklarheiten geklärt sind, könnten die Arbeiten im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein“, ist er optimistisch.

Die Dienstleistungen der Pavillons werden gegenwärtig über den „Ganzmachladen“, Oranienburger Straße 22, angeboten. 

Über den Baufortschritt wird auf www.kiez-handwerker.de informiert.

Karin-Brigitte Mademann