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Eine Gruppe Menschen spielt Boule
Zum 7. Geburtstag ihrer Boule-Gruppe trafen sich die Spieler zu einer Partie auf dem Falkenplatz. Foto: fle

Kein WC am Falkenplatz?

Angespannte Haushaltslage: Berliner Toilettenkonzept wird nicht erweitert

Konradshöhe – Es ist ein Sonntagnachmittag Ende Juni, und es ist heiß. Dennoch sind rund 30 Männer und Frauen vor Ort. Auf einem Tisch werden Getränke und Kuchen angeboten, einige sitzen im Schatten, andere werfen silberne Kugeln über den Bouleplatz. Kein Wunder, dass an diesem Tag so viele anwesend sind – schließlich ist es der 7. Geburtstag der Boule-Gruppe, die sich hier regelmäßig auf dem Falkenplatz zum gemeinsamen Spiel einfindet. 

Sie alle haben einen gemeinsamen Wunsch: eine öffentliche Toilette am Falkenplatz – und dafür machen sich schon seit geraumer Zeit zwei Frauen stark: Ludmilla Trivanoff und Elke Hube. Hube, ehemalige Leiterin des Amtes für Naturschutz und Grünflächen in Spandau und derzeit Stellvertretende Bürgerdeputierte der SPD-Fraktion, hat sogar 271 Unterschriften dafür gesammelt, einen Antrag über die SPD-Fraktion eingebracht und eine kleine Anwohneranfrage an die Bezirksverordnetenversammlung gestellt. 

„Bei uns im Boule-Team sind auch viele ältere Leute, und sie müssen irgendwann einmal zur Toilette“, sagt Ludmilla Trivanoff. „Kinder vom Spielplatz gehen in die Büsche, aber Erwachsene wissen nicht, wohin“, sagt sie. Im Umkreis von mehreren Kilometern sei keine einzige öffentliche Toilette zu finden. Auch das Spielmobil mache auf dem Platz Halt. „Es wird immer mehr an Angeboten abgebaut – vor allem Projekte, die die Leute zusammenbringen“, sagt Mario Fiolka. Da sei es schön, dass sich die Boule-Gruppe nach wie vor trifft. Und sie ist sogar noch angewachsen: Mittlerweile kommen regelmäßig 30 bis 40 Menschen zu den Boule-Treffen, die montags um 14 Uhr stattfinden. „Wir spielen aber auch, wenn wir nur zu dritt sind“, sagt Boule-Spielerin Brigitte Albrecht.

Die Standorte der öffentlichen Toiletten basieren auf dem 2017 entwickelten Berliner Toilettenkonzept. Ausgehend von Bedarfsanalysen wurden Standortvorschläge formuliert, und die Festlegung der Standorte erfolgte in Absprache mit den Bezirken. 

Doch so groß der Wunsch auch ist – er lässt sich wohl vorerst nicht realisieren, wie Michael Herden, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, erklärt: „Der Aufbau von 278 ‚Berliner Toiletten‘ – automatische Unisex-Modultoiletten – konnte 2022 abgeschlossen werden. Aufgrund der angespannten Haushaltslage gibt es aktuell keine Möglichkeiten, weitere Toilettenanlagen zu errichten. Bürgerinnen und Bürger können den Bezirken jedoch Standortvorschläge mitteilen, die bei möglichen zukünftigen Änderungen in der Toiletteninfrastruktur berücksichtigt werden können. Neben den über den Berliner Toilettenvertrag bereitgestellten öffentlichen Toiletten werden einzelne weitere Standorte auch eigenständig durch den jeweiligen Bezirk betrieben.“

Doch seitens des Bezirksamtes sei nichts geplant. Und die Idee der Boule-Gruppe, eine Toilette nahe der der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf der anderen Straßenseite aufzustellen und möglicherweise den Wasser- und Abwasseranschluss zu nutzen, hält die Abteilung des Bezirksamtes für nicht umsetzbar: „Ihr Hinweis, bei der Bestandstoilette der BVG auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Spielplatzes eine Berliner Toilette aufstellen zu lassen, ist aus Gründen der Gefährdung der Verkehrssicherheit für Kinder nicht sinnvoll“, heißt es in der etwas komplizierten Anwort. „An dieser Stelle der Straße wäre aufgrund des abknickenden Straßenverlaufs und den beiden eingerichteten Bushaltestellen kein Fußgängerüberweg möglich.“

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.