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ein junger mann an einem rettungsboot
Mika Fiehn kam zum Schnuppertag und ist bei der DLRG geblieben. Foto: fle

Personalnot bei der DLRG 

Rettungsschwimmer werden dringend gesucht

Tegel/Berlin – Patrouille fahren, Erste Hilfe und vielleicht sogar Leben retten: Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Landesverband Berlin e.V. (DLRG Berlin) betreibt an den Berliner Gewässern ein dichtes Netz von Wasserrettungsstationen. Auf 26 Stationen – davon sechs im Fuchsbezirk – und einer Einsatzleitstelle mit mehr als 40 Rettungsbooten werden in der Zeit von Mai bis September rund 900 Rettungsschwimmer eingesetzt. Diese stellen jedes Jahr rund 200.000 Stunden ihrer Freizeit der Gemeinschaft zur Verfügung.

Einer von ihnen ist Mika Fiehn. Der 14-Jährige hat im vergangenen Jahr an einem Schnuppertag der DLRG Pankow teilgenommen, ist beim Verein geblieben und hat eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer absolviert. „Ich bin durch meinen älteren Bruder zur DLRG gekommen, er hatte auch schon an einem solchen Schnuppertag teilgenommen“, erzählt er. Nun ist er an den Wochenenden an der Wasserrettungsstation Saatwinkel im Einsatz, mit den Rettungstauchern unterwegs, hilft jedoch auch beim Kochen auf der Station. 

Dass solche jungen engagierten Menschen wie Mika dringend gebraucht werden, weiß Joachim Prestel: Der 73-Jährige ist seit 1967 bei der DLRG und – ähnlich wie Mika – durch seine Schwimmausbildung zum Verein gekommen. Später lernte er sogar seine Frau hier kennen.

Die Wasserrettungsstationen seien vergleichbar mit der Freiwilligen Feuerwehr. Sie sind auch besetzt und rücken im Notfall aus. Dabei gibt es einen Regelbetrieb von O bis O, also von Ostern bis Oktober.  Jeden Sonnabend und Sonntag ist das Team dann von 8 bis 18 Uhr in Bereitschaft.

„Unsere Station setzt sich zusammen aus dem Team des Arbeiter Samariter Bundes, der das Gelände, die Boote und die Bootsführer zur Verfügung stellt, und dem Team der DLRG, das die Schwimmer stellt“, erklärt er. „Und wir brauchen dringend weitere Mitglieder.“ 

So stünden an der Station am Maienwerderweg 10 zwar sieben Boote zur Verfügung, doch könnten nur drei an diesem Wochenende zu Einsätzen fahren. Schließlich benötige man für ein Boot einen Bootsführer und mindestens zwei Rettungsschwimmer. Sollte also ein größeres Unglück am Tegeler See oder der Havel passieren, müssten die restlichen vier Boote aufgrund von Personalmangel erst einmal am Ufer bleiben.

Dabei können immer mehr Menschen nicht schwimmen. In Deutschland sind das rund 20 Prozent. Die Zahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, hat sich seit 2017 sogar verdoppelt. 

„Hinzu kommt, dass Eltern oder Begleitpersonen an den Stränden immer weniger auf ihre Kinder achten, sondern immer öfter mit ihren Handys beschäftigt sind“, sagt Prestel. Umso wichtiger seien dann die Rettungsschwimmer der DLRG. Sie retten jedoch nicht nur Menschen vor dem Ertrinken. „Unser Einsatzbereich ist viel umfangreicher“, sagt Isabelle Thiele. Seit sie 2015 das DLRG-Sommercamp besucht hat, gehören die DLRG-Einsätze an den Wochenenden für die 23-Jährige zum Alltag. Sie weiß: „Unsere Hilfe ist umfangreich – von der Versorgung von Schnittwunden oder Wespenstichen, über die technische Hilfe bei manövrierunfähigen Booten bis zur Rettung von Menschen.“

Wer mitmachen will, ist willkommen – und kann einfach mal an einer Wasserrettungsstation vorbeikommen. „Wichtig wäre, wenn Der- oder Diejenige bereits den Rettungsschwimmschein Silber hat“, sagt Prestel. Zum Beginn des nächsten Schuljahres im September beginnt die neue Ausbildungssaison mit Schwimmkursen. Wer Interesse hat, kann sich per Mail unter info@berlin.dlrg.de melden.

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.