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Eine Frau steht vor einem Gemälde
Paula Carralero-Bierzynska – Foto: fle

Künstler malen ihre Zukunft schwarz 

Kürzungen im Kulturetat: Atelieretage AR_29 droht das Aus oder hohe Mietkosten

Eine Staffelei mit einem Portrait in der Mitte des Raumes, offene Farben und viele Pinsel – Paula Carralero-Bierzynska ist mittendrin in ihrer Arbeit, vertieft in die Linie, die sie mit der Farbe nachzieht. 

Ein paar Türen weiter arbeitet Ulrike Bultmann an ihrem Aquarell. Die Künstlerin will es zu den „Open Studios“ am 1. und 2. November präsentieren. Doch das Arbeiten fällt ihr schwer, sie kann sich kaum auf ihr Bild konzentrieren. Denn ihrem und den anderen Ateliers der Künstlerinnen und Künstler der Atelieretage AR_29 droht durch die massiven Kürzungen im Kulturhaushalt das Aus. Einst ging im Gebäude Alt-Reinickendorf 28-29 die Polizei ein und aus, 2013 wurde in der zweiten Etage die Atelieretage AR_29 gegründet. Sie gehört zum Atelierprogramm des bbk Berlin e.V. und wird durch den Senat gefördert. „Doch genau dieses Förderprogramm für Arbeitsräume des Senats ist durch die Kürzungen in Gefahr und somit auch unsere 21 Ateliers“, sagt sie. Entweder werde es gänzlich geschlossen oder die Mieten würden erhöht. Dabei ist der Kunstraum knapp in Berlin – es gibt etwa 1.000 subventionierte Arbeitsräume für die rund 15.000 bildenden Künstler der Stadt. Doch nun stehen statt 45 Millionen nur noch 22 Millionen Euro pro Jahr für die Arbeitsraumförderung, zu denen auch Projekt- und Probenräume gehören, zur Verfügung. 30 Prozent der Räume sind gefährdet – das betrifft 368 Ateliers in 38 Gebäuden, deren Mitverträge in den kommenden zwei Jahren auslaufen. 

Und während das Atelierhaus Auguste an der Auguste-Viktoria-Allee als längerfristig gesichert gilt, steht das AR_29 auf der roten Liste. „Was das genau für uns heißt, wird am 13. Oktober im Kulturausschuss entschieden“, sagt Bultmann, „aber wir hoffen immer noch, dass wir bei gleichen Konditionen bleiben können. Sonst stehen viele Künstler vor dem Aus – auch ich.“ 

Dabei seien es nicht nur die Räume, um die es gehe, wie Paula Carralero-Bierzynska (Foto) erklärt: „Es ist ein Ort der Gemeinschaft, der Zusammenkunft, des Austauschs. Das darf nicht zerstört werden.“ Für den Erhalt des Programms wurde nun die Petition gestartet, die schon mehr als 6.000 Unterschriften hat. Petition: www.innn.it/save-our-studios-berlin

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.