Bezirk – Er ist jung, erfolgreich – und ehrgeizig. Marvin Schulz, 30 Jahre, sitzt seit diesem Jahr für die CDU-Reinickendorf im Bundestag. Zuvor hatte er bereits vier Jahre die CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) geführt. Auch den CDU-Kreisvorsitz hat er in diesem Jahr von seinem Vorgänger Frank Balzer übernommen. Jetzt ist das CDU-Team für die Abgeordneten- und die BVV-Wahl 2026 aufgestellt worden, das deutlich seine Handschrift trägt. Viele bisherige Mandatsträger- und -trägerinnen sind demnach in der CDU ohne Zukunftsperspektive.
Wie stellt sich die CDU Reinickendorf personell für das Wahljahr 2026 auf?
Wir haben die Notwendigkeit, an der Spitze unserer Bezirksliste eine Änderung vorzunehmen, da Emine Demirbüken-Wegner aus Altersgründen nicht mehr antreten kann. Mit Sebastian Pieper haben wir einen Kandidaten gefunden, der alle Anforderungen erfüllt und deshalb freue ich mich sehr, dass er sich bereit erklärt hat, die Reinickendorfer CDU ins Wahlkampfjahr 2026 zu führen.
Auffallend ist, dass viele derzeitige CDU-Verordnete und CDU-Abgeordnete mittleren Alters sehr viel jüngeren Platz machen. Warum ist das so?
In der Reinickendorfer CDU haben wir herausgehobene Mandatsträger, die entweder öffentlich oder im Vertrauen schon vor Wochen oder Monaten signalisiert haben, dass sie nicht noch einmal antreten wollen. Als Kreisvorsitzender der Reinickendorfer CDU habe ich die Verantwortung, Leute zu benennen, die in der Lage sind, unsere Wahlkreise zu gewinnen. Das ist zum einen mit jungen Kandidaten wie mit Richard Gamp der Fall und zum anderen aber auch mit erfahrenen wie Burkard Dregger. Außerdem glaube ich, dass Alter weder im Positiven noch im Negativen eine Qualifikation ist.
Wie ist es mit dem Ehepaar Schmidt? Das musste als Doppelpack weichen. Stephan Schmidt als Abgeordneter, Sylvia Schmidt als Verordnete und CDU-Fraktionsvorsitzende in der BVV, die erst am 28. April 2025 einstimmig von allen CDU-Verordneten gewählt wurde. Warum?
Das sind Entscheidungen, die beide zunächst einmal für sich getroffen haben. Stephan Schmidt hat das auch öffentlich kundgetan. Über die Gründe lässt sich ehrlicherweise nur spekulieren.
Vor einigen Jahren hat es so eine Umwälzung in der CDU unter Frank Balzer schon einmal gegeben. Ist das normal?
Ich glaube schon, dass es sinnvoll ist, dass eine Partei sich regelmäßig über Verjüngung und Weiterentwicklung Gedanken macht. Ich hoffe, dass auch ich nicht die nächsten 40 Jahre an einem Amt klebe, sondern den Generationenwechsel so fortführen werde, wie uns das Frank Balzer vorgelebt hat. Im Übrigen würde ich an dieser Stelle auch nicht von einer Umwälzung sprechen, denn es hat keine Kampfkandidaturen gegeben. Die Kandidatinnen und Kandidaten sind mit etwa 90% auf dem Kreisparteitag gewählt worden. Umwälzungen klingt immer so negativ.
Inwieweit nehmen sie Einfluss auf die Kandidatenaufstellung als Kreisvorsitzender?
Ich spreche mit allen Kandidatinnen und Kandidaten, die aus den Ortsverbänden vorgeschlagen werden. Ich gebe meine Einschätzung zu ihren Erfolgsaussichten. Ich trage Verantwortung dafür, dass die Kandidatinnen und Kandidaten auch gewählt werden.
Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis, so wie es sich jetzt darstellt?
Es gibt einige Schwerpunkte, die uns besonders wichtig sind, und da brauchen wir die richtigen Leute. Das ist weder eine Frage des Alters noch des Geschlechts, sondern eine Frage der Qualifikation. Ich glaube, sagen zu dürfen, dass die Kandidatinnen und Kandidaten, die wir da ins Rennen schicken, qualifiziert sind.
Wer ist in der kommenden Wahl der Hauptgegner der CDU?
Die Politikverdrossenheit. Ich sehe da keine Partei als Hauptgegner.
Auch nicht die AfD?
Nicht mehr als jede andere Partei.
Danke für das Gespräch.
Interview: Bertram Schwarz






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