Tegel – Ein riesiger blau-glitzernder Drache wacht über dem Allmendeweg, Rauch steigt über den Häusern auf, und an den Fenstern tauchen weiße Geister auf. Ein Alchimist verabreicht Spritzen voller Blut und ein Kürbis wird lebendig. Alljährlich zu Halloween wird in den Straßen rund um die Freie Scholle „groß aufgefahren“: Die Büsche werden mit Spinnenweben überzogen, überdimensionale Spinnen in Szene gesetzt, Hexen, Gespenster und Kürbisse platziert. Und wenn es dunkel wird, kommen Kinder und Familien in Scharen, um dieses besondere Grusel-Spektakel live zu erleben und an den Häusern nach „Süßes, sonst gibt’s Saures“ zu fragen.
Vor allem am Haus von Mike Ehling und seiner Familie herrscht immer großer Andrang. „Um 8 Uhr morgens haben wir mit dem Aufbau angefangen – und werden mit den Jahren immer besser und schneller damit“, sagt er. Vor dem „echten“ Hauseingang prangen zwei Burgtore, durch die sich die Kinder hindurchtrauen müssen, um zu den Süßigkeiten zu gelangen. Oben auf dem Dach rührt ein schwarzgekleideter Hexer eine grün-leuchtende brodelnde Flüssigkeit, aus der Schaumblasen aufsteigen. Ehling ist derjenige, der den Stein ins Rollen gebracht hat: „Eigentlich war es meine Frau, die ein riesiger Halloween-Fan war“, erinnert er sich. Sie habe auch die ersten zwei Grabsteine besorgt, die heute noch in der Burgtor-Kulisse zu finden sind. Doch seine Frau Tanja musste am 3. November 2015 aufgrund einer Krebserkrankung ins Krankenhaus und verstarb wenige Wochen später. „Halloween war die letzte Feier, die wir mit ihr feiern konnten – und haben seitdem ihre Idee und ihre Liebe zu Halloween weitergeführt“, erklärt er.
Jedes Jahr wurde es etwas mehr und etwas größer, neue Ideen wurden umgesetzt und mit Rauch, Licht und Utensilien eine immer perfektere Grusel-Kulisse geschaffen. „Für die anderen ist es eine tolle Party, und für uns – vor allem für meinen Sohn und mich – ein Gedenken an meine Frau und an seine Mutter“, sagt er und fügt hinzu: „Deshalb hat es für uns auch diese Größenordnung. Wir tun das, damit sie nicht vergessen wird.“ Aber natürlich geht es dem Initiator auch darum, dass die Kinder Spaß haben und sich erschrecken.
Auch die Nachbarn beteiligen sich an diesem besonderen Spektakel und haben, wenn die Kinder klingeln, auch jede Menge Süßigkeiten parat. Anwohnerin Kerstin Peetsch ist mit ihrer Familie diesmal mittendrin: „Seit zwei Monaten planen wir und basteln, nun ist das Spuk-Zelt im Einsatz – und kommt gut bei den Halloween-Fans an“, sagt sie.
Die Gruselkulisse steht auch an diesem 31. Oktober nur einen einzigen Tag lang, schon am Abend wurde alles wieder abgebaut und verstaut. „Gut verstaut, um es im nächsten Jahr wieder herauszuholen“, sagt er. Dann wird der Allmendeweg wieder zum Halloween-Hotspot. „Das ist doch ganz klar – und vielleicht noch ein bisschen größer und gruseliger“, verspricht Ehling.






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