Bezirk – Der Weg in die Kommunalpolitik war mühsam für Emine Demirbüken-Wegner. Zunächst einmal wollte ihr Mann Michael Wegner 2021 CDU-Bezirksbürgermeister werden. Die CDU wurde zwar stärkste Partei, wurde aber von der „Zählgemeinschaft“ ausgestochen, die Uwe Brockhausen (SPD) zum Bezirkschef wählte. Daraufhin wollte Ehefrau Demirbüken-Wegner Stadträtin werden. Aber auch das war nicht ganz so einfach. Erst nach drei Wahlgängen fand sich damals eine Mehrheit für sie.
Die Nachwahl im Jahr 2023 bescherte der CDU ein so gutes Ergebnis, dass dann kein Weg mehr an Emine Demirbüken-Wegner – die sich auch gern mit dem Kürzel EDW anreden lässt – vorbeiführte. Sie wurde Bezirksbürgermeisterin, getreu ihrem Lebensmotto: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Doch nun zum Ende der Legislaturperiode kommt ihr das Lebensalter in die Quere. Mit der Wahl im September 2026 endet ihre Zeit als Bezirksbürgermeisterin. „Nur aus Altersgründen“, betont EDW in der aktuellen Folge des Podcast „RAZ aus’m Rathaus“.
Sie füllt das Amt mit großem Selbstbewusstsein aus. Jeder, der ihr begegnet, spürt, wie gern sie das Bezirksamt von Reinickendorf führt. Sie setzt eigene Schwerpunkte, auch wenn das in der Bezirksverordnetenversammlung zu teils kontroversen Debatten führt. Als bekennende Muslima hat sie das Fastenbrechen nach dem Monat Ramadan im Rathaus eingeführt. Besonders die FDP-Gruppe mit dem Abgeordneten David Jahn greift sie wegen ihrer Einladungsliste immer wieder an.
Es geht um zwei DITIB-Gemeinden, die nach Meinung der FDP unter dem direkten Einfluss des türkischen Präsidenten Recep Erdoğan stünden und damit demokratischen Anforderungen nicht standhielten. Im Podcast erklärt EDW, dass alle Eingeladenen von der Polizei überprüft werden und es keine Beanstandungen gegeben habe. In dem Gespräch weist sie auch auf christliche und jüdische Feiertage hin, die offiziell im Bezirk begangen werden.
Besonders das „Fest der Religionen“ liegt ihr am Herzen, „was ein Riesenerfolg war – auch wenn es in den Medien so nicht wiedergespiegelt wurde“, wie sie anklagend im Podcast feststellt. Bei aller zur Schau gestellten Robustheit, scheint immer wieder ihre Empfindsamkeit durch. Das kann jeder auch in den Debatten der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beobachten, wenn sie mit steinerner Miene Fragen von Abgeordneten beantwortet, die ihr offensichtlich nicht ins Konzept passen.
Einmal warf ihr David Jahn (FDP) vor, dass sie die Arbeit der BVV „verabscheue“. Er entschuldigte sich später vor dem Plenum für dieses Wort. EDW erwiderte in der Debatte, er solle sich die Frage stellen, ob er „würdig auf diesem Platz“ sitze. Sie stellt das im Podcast als Replik auf den Angriff des Abgeordneten Jahn dar und sagt unnachgiebig, dass sie das „auch heute so wiederholen würde“.
Was macht eine Frau von solchem Format nach dem Ende ihrer politischen Karriere, die sie auf Bundesebene in den Vorstand und das Präsidium der CDU, auf Landesebene ins Abgeordnetenhaus und auf einen Staatssekretärinnen-Posten und auf Kommunalebene in das Bürgermeisterinnenamt geführt hat? Über ihre Karriere als „Gastarbeiterkind“ aus der Türkei, das ohne große Hilfe Deutsch lernen musste, um später diese Sprache sogar zu studieren, möchte sie kein Buch schreiben, obwohl viele danach fragen. Vielleicht schreibe sie einen Krimi, denn sie liebe Kriminalromane.
Auf die Frage, dass zu lesen gewesen sei, dass sie nach den Wahlen als Vorsteherin der BVV in Frage käme, antwortet sie nur kurz und vielsagend im Podcast: „Das liest sich gut.“ So ganz hat EDW mit ihrer politischen Laufbahn offensichtlich noch nicht abgeschlossen.






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