Berlin ächzte in den vergangenen Wochen unter heißen Temperaturen und zu wenig Regen. Zwar war die Niederschlagsmenge von Januar bis April überdurchschnittlich hoch, doch waren die Reserven im Mai bereits wieder aufgebraucht. Doch viele Tiere und Pflanzen sind wahre Überlebenskünstler. Das weiß Wildtierexperte Derk Ehlert: „Wenn man sich mit der Trockenheit beschäftigt und der Frage, wie geht’s eigentlich der Natur, dann muss man genau hinschauen, wer gemeint ist“, sagt er.
So haben es – was die Tiere angeht – die Arten schwerer, die am Wasser oder im Wasser leben oder unmittelbar vom Wasser abhängen. Dazu zählen Amphibien, Reptilien und Fische. Sie sind besonders betroffen, weil sie in diesem Element zu Hause sind.
Zu den Tierarten, die durch Hitze unmittelbar leiden, gehören die Gebäudebrüter wie der Haussperling. Ihre Nester befinden sich im und am Gebäude, und bei zu hohen Temperaturen sind die Jungen gezwungen, aus dem Nest zu springen, weil es zu heiß ist.
Andere haben kein Problem: Viele Tiere können ihren Feuchtigkeitsmangel durch vegetarische Nahrung abdecken. Ebenso können Fleischfresser wie Füchse oder Marder den Wassermangel teils durch Insekten oder Mäuse ausgleichen. „Sie haben also die Möglichkeit, erst einmal mit weniger Wasser zurecht zu kommen – natürlich nur sofern sie noch an ausreichend Beute kommen und ausreichend Versteckmöglichkeiten finden, wo sie sich selbst kühlen können“, sagt Ehlert. Einzelne Tierarten seien auch in der Lage, Tropfen aus der Luft aufzufangen. Dazu gehöre der Mauersegler.
Einige wärmeliebende Tierarten, die entweder bei uns einwandern oder schon hier zu Hause waren, profitieren vom Klimawandel: So findet der Bienenfresser in Reinickendorf mittlerweile eine perfekte Heimat. Früher war der nördlichste Punkt der Kaiserstuhl.
„Wir haben in Berlin schon von Natur aus weniger Regen als beispielsweise Hamburg. In Berlin sind es durchschnittlich 580 Millimeter Niederschlag pro Jahr bei einem kontinentalen Klima. Man muss jedoch wissen: Bei einem Jahresniederschlag von 340 bis 350 Millimeter sind wir schon bei einer Steppenlandschaft – und davon sind wir mittlerweile in Berlin nicht weit entfernt.“
Was allerdings zunehmend ein Problem ist, ist die weniger zur Verfügung stehende Feuchtigkeit – zum einen fehlt durch die schwere, anhaltende Dürre die wichtige Feuchtigkeit im Boden.
„Doch neben der großen Dürre ist auch noch die hohe Strahlungsintensität ein Thema“, sagt Ehlert. Einige Bäume und Pflanzen schaffen es, obwohl sie noch ausreichend Feuchtigkeit im Boden haben, nicht mehr, die Pflanzentriebe, Äste und Zweige ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen.
Aufgrund der hohen Strahlungsintensität wird mehr Wasser herausgezogen als aus den Wurzeln nachgezogen werden kann. Das sorgt häufig für Verbrennungen am Blatt. Was noch hinzukommt: Wenn der Boden zu stark aufgeheizt wird, herrscht im Boden weniger Leben:
Bäume und Sträucher leben in Symbiose mit Pilzen und Bakterien, und durch diese sind sie erst in der Lage, Nährstoffe und Feuchtigkeit aufzunehmen. Doch wenn sich der Boden aufheizt, geht die Aktivität der Pilze und Bakterien zurück. „Nicht alleine die Trockenheit ist entscheidend, sondern ein Konglomerat von ganz unterschiedlichen Faktoren. Und die Problematik ist viel komplexer als sie scheint“, sagt der Experte.
Aber es gibt viele Dinge, die jeder Einzelne tun kann: „Es ist wichtig, den Garten auf die veränderten Bedingungen umzugestalten. Da sollte man bereits im Herbst anfangen – und zwar das Laub liegenzulassen. „Da mögen einige schmunzeln, aber das ist genau jetzt um diese heiße Jahreszeit ganz entscheidend“, sagt Ehlert. Denn durch die Auflage von Laub würden nicht nur Nährstoffe gesammelt, sondern der Boden gekühlt und die Feuchtigkeit gehalten. „Das kann bis zu acht Grad Unterschied bewirken“, weiß er. Auch der kurzgeschorene Rasen sei Gift für die Natur. „Lässt man ihn wachsen, muss man nur einmal pro Jahr mähen. Man muss nicht düngen und es kommen Insekten, die wir dringend brauchen. Zudem wird auch hier der Boden kühler gehalten und er trocknet nicht so schnell aus.“
Zur Bewässerung hat Ehlert auch einige Tipps: „Ein tägliches Wässern von kurzer Dauer ist kontraproduktiv“, sagt er. Besser sei es, seltener zu wässern, aber dann eben auch stärker. Denn sonst bleibt das Wasser nur oberflächlich und kann nicht versickern. Und die Wurzeln – ob Baum, Strauch oder Rasen – verteilen sich nur in den obersten Bodenschichten. Wenn hingegen ein- bis zweimal pro Woche stärker gewässert wird, bleiben die Wurzeln nicht oben, sondern wandern in tiefere Schichten. „Das ist in mehrfacher Hinsicht besser, da sich die Feuchtigkeit dort viel länger hält und die Temperaturen niedriger sind. Obendrein sterben die Pflanzen nicht gleich ab, sobald man ein oder zwei Tage nicht gießt.Wer es kühler mag, sollte die Schattenwirkung von Bäumen nicht unterschätzen: „Unbedingt daran denken, Bäume stehen zu lassen anstatt sie zu fällen“, rät Ehlert. „Aber solange Grundstücke bei uns mehr wert sind, wenn sie baumfrei sind, läuft etwas falsch“, fügt er hinzu.
Auch die Versiegelung von Flächen ist Gift für die Umwelt. Zugepflasterte Einfahrten, versiegelte Wege sind zwar erlaubt, aber extrem schädlich, weil das Wasser vor Ort nicht versickern kann. Auch Regenwasser aufzufangen, wäre wichtig, denn das kühle Nass ist hoch wertvoll.
„Wenn wir so etwas ändern würden, könnten wir mehr Wasser vor Ort halten. Das wäre so wichtig für unsere Umwelt – vor allem, wenn es viele täten.“ Dann gäbe es einen gesicherten Zufluss von Grundwasser an sehr vielen Stellen. „Aber leider ist das alles nicht jedem bewusst, weil ja immer noch genügend Wasser aus dem Wasserhahn kommt. Das Klima können wir nicht von heute auf morgen verändern, jedoch die Auswirkungen. Und wenn wir alle einen kleinen Baustein dazu beitragen, können wir viel bewirken“, sagt er abschließend.
fle