Bezirk – In der 6. Folge des Podcast „RAZ aus’m Rathaus“ steht die neue CDU-Fraktionsvorsitzende Sylvia Schmidt Rede und Antwort. Sie hat ihr Amt in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zum 1. Mai 2025 angetreten. Ihr Vorgänger Marvin Schulz war als Direktkandidat für die CDU in den Bundestag gewählt worden. Schmidt ist seit 2016 Mitglied der BVV.
Zur Aufnahme des Podcast im dritten Stock des Rathauses ist sie mit dem Fahrrad gekommen. Sie hat es im Aufzug nach oben mitgebracht. Unten anschließen wollte sie es nicht. Sie machte sich Sorgen, dass es vor dem Rathaus gestohlen werden könne. Sie wohnt mit ihrer Familie in Lübars und brauchte nur sieben Minuten zum Eichborndamm. „Allerdings ist es ein Elektro-Fahrrad“, sagt sie einschränkend.
Im Podcast gibt Schmidt Auskünfte über die in der Juni-Sitzung der BVV behandelten Themen „Windräder in Reinickendorf“ und „Stilllegung der öffentlichen Grillplätze im Märkischen Viertel“. Sie betont, dass sie und auch die Bezirks-CDU generell für Windenergie sei und erkennt die Notwendigkeit an, Plätze für Windräder nach den Vorgaben des Bundes auch in Berlin und Reinickendorf anzubieten.
Berlin muss Platz für acht Windräder finden, davon sollen nach Vorstellungen des Senates zwei in Reinickendorf in der Jungfernheide nahe der Bernauer Straße aufgebaut werden. Um das zu verhindern, hatte die CDU-Fraktion einen Antrag in der BVV eingebracht, der nach lebendiger Debatte von der CDU, der AfD und dem linken Verordneten Felix Lederle angenommen wurde. Die anderen Verordneten hätten das Thema gern noch in den Ausschüssen ausführlich besprochen. Im Podcast sagt Schmidt, warum das für sie nicht in Frage kam.
Zum Antrag der FDP, die Schließung der öffentlichen Elektro-Grillplätze im Märkischen Viertel noch einmal zu überdenken, sagt sie, dass die Kosten zu hoch waren und der Bezirk andere Aufgaben hätte. Den Protest von vielen Verordneten gegen die Worte ihres Fraktionskollegen Sebastian Billerbeck, die Menschen sollten doch auf ihren Privatbalkonen grillen, kann sie aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Märkischen Viertel allerdings nachvollziehen.
Das Märkische Viertel kennt sie gut. Schmidt erzählt, dass ihre Eltern mit ihr als Kind kurz vor der Wende aus dem „schönen Bezirk Marzahn-Hellersdorf“ nach Reinickendorf ausreisten. Dort bezogen sie eine Wohnung im 14. Stock im Märkischen Viertel. Noch heute wohnt sie in Lübars ganz in der Nähe und will aus Reinickendorf nicht mehr weg.
Wie alle anderen Gäste im Podcast „RAZ aus’m Rathaus“ gibt Sylvia Schmidt Antworten auf Fragen zu ihrem persönlichen Leben und zu Reinickendorf, die nachfolgend zu lesen sind. Ganz zum Ende des Podcast verrät sie noch ihr Lebensmotto, das hier nicht abgedruckt ist.
Joggen oder Spazierengehen?
Spazierengehen.
Mit wem würden Sie sich lieber mal unterhalten: Alice Weidel von der AfD oder Sahra Wagenknecht vom BSW?
Um Gottes willen, am liebsten mit keiner von beiden. Aber wahrscheinlich dann eher mit Sahra Wagenknecht.
Wenn handschriftlicher Brief: Füller oder Kugelschreiber?
Mit Füller.
Was unterscheidet Reinickendorf vom Rest von Berlin?
Reinickendorf ist anders, weil man rausfährt. Es ist es eigentlich ein bisschen wie ein Dorf. Viel Natur, viel Wasser. Man kann zumindest glauben, dass man nicht in der Großstadt sei. Ich glaube, der Zusammenhalt hier in Reinickendorf, die Identifikation mit dem Bezirk ist tatsächlich gegeben.
Was ist ihr Lieblingsplatz in Reinickendorf?
Da gibt es tatsächlich mehrere. Ich bin gern mal auf einen Kaffee in Alt-Tegel, aber sehr gerne auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß im Tegeler Fließ unterwegs. Aber am allerliebsten bin ich in meinem Garten, wenn ich mal ein bisschen Freizeit habe. Leg die Beine hoch – oder jäte Unkraut.
Was hat Sie im Bezirk zuletzt erfreut?
Politisch kann ich sagen, dass das lange Engagement rund um die Karl Bonhoeffer Nervenklinik ja nun erfolgreich war. Wie wir gelesen haben, bleibt der Wittenauer Stadtwald langfristig erhalten. Es hat mich gefreut, dass eine Initiative, die ich seit vielen Jahren betreue, jetzt wirklich ein großer Erfolg für die Stadtentwicklung ist.
Was hat Sie geärgert?
Geärgert hat mich – zum Beispiel auch bei den Windrädern –, dass keine frühzeitige Beteiligung des Bezirkes stattgefunden hat. Das ist ein großes Problem. Oft wird über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden. Da würde ich mir echt wünschen, dass mehr Kompetenzen bei Entscheidungen in den Bezirken liegen.
Was muss unbedingt besser werden?
Die Kommunikation zwischen Senat und Bezirken. Wir haben ja jetzt eine Verwaltungsreform, die gerade auf den Weg gebracht wird. Diese soll zum 1.Januar 2026 in Kraft treten. Dann hoffe ich, dass wir mehr Verantwortung in den Bezirken haben für Entscheidungen, die uns selbst betreffen. Damit eben Menschen vor Ort besser entscheiden können, was für sie gut ist
Beschreiben Sie Reinickendorf in drei Worten?
Heimat, nach Hause kommen und Natur.
Danke für das Gespräch.
Interview: Bertram Schwarz