Die RAZ berichtete im vergangenen Jahr von der Initiative zweier junger Restaurantkräfte, die aufgrund der Pandemie-Schließungen plötzlich ihren Job verloren hatten. Servicekräfte Isabel Karliczek und Peter Barczak hatten eine Idee: Sie kauften sich einen alten Imbisswagen, möbelten ihn auf und stellten ihn auf den Ludolfingerplatz.
Mit Genehmigung des privaten Grundstückbesitzers konnten sie mexikanische Spezialitäten anbieten. Die Frohnauer konnten sich über Nachos, Burritos und Currywurst mit selbstgemachter Sauce freuen. Schnell wurde „Isa‘s Factory“ eine beliebte Institution am Platz. Für die beiden Jungunternehmer existenzrettend und notwendig. Isabell Karliczek ist alleinerziehende Mutter von Zwillingen, Peter Barczak hat drei Kinder.
Im Frühjahr wendete sich das Blatt. Der Denkmalschutz meldete Bedenken an, der Imbisswagen passe nicht zum denkmalgeschützten Ensemble am Ludolfingerplatz. Die beiden erhielten die Kündigung vom Eigentümer. Mit ihrem Zebrawagen wollten sie wenige Meter weiter Richtung Straßenrand neben den Blumenstand ziehen. Aus dem Plan wurde aber nichts: Das Tiefbauamt erteilte keine Genehmigung.
Kai Kottenstede, SPD-Kandidat für das Abgeordnetenhaus, erhielt Kenntnis von dem negativen Bescheid und möchte Ärgernisse in seinem Wahlkreis beseitigen und einen Ersatz-Standort finden. Er sprach seinen Bezirksverordneten-Parteikollegen Gerald Walk an, der eine entsprechende Anfrage (BVV) an das Bezirksamt richtete, die von Bezirksbürgermeister Frank Balzer und Bildungs- und Baustadträtin Katrin Schultze Berndt (BA) im Juni abschlägig beschieden wurde. Die damalige Genehmigung sei unter Zurückstellung von denkmalrechtlichen Bedenken befristet erteilt worden, heißt es unter anderem in der Antwort. Dies solle auch in Zukunft in ähnlichen, begründeten Einzelfällen befristet möglich sein […], schließe jedoch keine allgemeine Zulässigkeit mit ein. Der Schutz des Erscheinungsbildes von Denkmalen sowie der Schutz des öffentlichen Raumes habe nach wie vor hohe Priorität…
Inzwischen steht eine „Erdbeere“ am Platz des „Zebras“ mit Blick auf den Turm. Die beiden Jungunternehmer sind gestrandet als „fahrende Gesellen“ und an manchen Tagen stehen sie auf dem Frohnauer Wochenmarkt quasi in der letzten Reihe – für mögliche Kunden kaum sichtbar.
Karin Brigitte Mademann