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Auf der Fischerinsel in Mitte Foto: Alexandra Rigos

Berlin verliert seine Klimaretter

Fazit am „Tag des Baumes“: Immer mehr Straßenbäume müssen Bauprojekten weichen

Am „Tag des Baumes“ am Freitag, 25. April, gibt es laut NABU wenig Grund zum Feiern. Die Baumbilanz für 2024 ist erneut negativ: Von 431.431 Straßenbäumen in den zwölf Bezirke wurden 5.280 Straßenbäume gefällt und nur 2.571 nachgepflanzt – ein Defizit von 2.709 Bäumen. Der NABU Berlin kritisiert diesen schleichenden Verlust an Grünvolumen und fordert einen klaren Kurswechsel im Umgang mit Bäumen insbesondere bei Bauvorhaben.

Denn der Trend setzt sich unaufhaltsam fort: Jede Woche müssen Bäume Bauprojekten weichen. Ob 18 Bäume in der Gneisenaustraße, 31 Bäume in der Seefelder Straße, 40 Bäume in der Kastanienallee oder gar 196 Bäume am Tempelhofer Damm. Hinzu kommen hunderte Straßen- und Parkbäume, die auch unabhängig davon durch die Klimakrise und ihre Folgen wie Hitze, Trockenheit oder Pilzbefall so geschwächt sind, dass sie aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gefällt werden müssen – Tendenz steigend.

Janna Einöder, Referentin für Stadtgrün beim NABU Berlin: „In Berlin sind Bäume nur dort geschützt, wo sie niemanden stören. Sobald aber eine Straße saniert, eine Leitung verlegt oder eine U-Bahn gebaut werden soll, müssen die Bäume weichen – oft ohne Ersatz. Berlin muss endlich aufwachen und umlenken! Ich wünsche mir ein Umdenken – weg von einem Ersatz- und Ausgleichshandel, hin zu einem respektvollen Umgang mit unserem vorhandenen Stadtgrün. Alte Bäume sind Klimaretter und Wegbegleiter für die Berliner*innen: Sie haben Regierungen, Wirtschaftskrisen und sogar Kriege kommen und gehen sehen. Diese Bäume kann man eigentlich gar nicht durch neue ersetzen – sowohl in ihrer Leistung für Klima und Biodiversität, aber auch in ihrem emotionalen Wert für die Bürger*innen. Es muss zur Regel werden, dass ein Baum nur dann gefällt werden darf, wenn eine umfassende Alternativenprüfung eindeutig ergibt, dass sein Erhalt nicht möglich ist – und dass Bauprojekte im Zweifel um den Baum herum geplant werden. Wir müssen den stetigen Grünverlust jetzt stoppen, sonst leben wir irgendwann in einer grauen Stadt ohne Lebensqualität für Mensch und Natur.“

Heidrun Berger

Seit Gründung des RAZ Verlags im Jahr 2015 bin ich Mitglied des Teams und heute Redaktionsleiterin für Reinickendorfer Allgemeine Zeitung und Weddinger Allgemeine Zeitung sowie das RAZ Magazin.