Lübars – Der Saalbau im Alten Dorfkrug Lübars kann mittlerweile auf eine annähernd 130-jährige Historie zurückblicken. Auch hat er bewegte Zeiten und zahlreiche Nutzungen erlebt. Ursprünglich als Festsaal konzipiert, ist er abwechselnd Kino, Galerie, Turnhalle oder gar Düngemittellager. Die SA nutzt ihn in der Zeit des Nationalsozialismus. Die neue Zeitrechnung beginnt im Jahr 1998. Der gemeinnützige Verein Natur & Kultur (LabSaal Lübars) erwirbt das denkmalgeschützte Domizil. Ziele der rund 300 Vereinsmitglieder sind Erhalt, Weiterentwicklung und Betrieb als Veranstaltungsstätte.
Doch gerade mit dem Erhalt ist es nicht immer einfach, der Zahn der Zeigt nagt. Der aufwändig verarbeitete Stuck und die einzigartigen Deckenmalereien zeigen altersbedingte Schäden. Kurz vor Weihnachten letzten Jahres haben sich Farbe und Spachtelschicht von der Decke gelöst, landen unfreiwillig auf dem Parkett des in seiner Art einmaligen Saales. Man könnte meinen, Engel, Vögel und Wolken fühlten sich an ihrem dortigen Himmel nicht mehr wohl, wollten lieber zur Erde. „Ich habe mich total erschrocken“, erzählt Norbert Heners-Martin, geschäftsführender Vereinsvorstand, über seine Entdeckung auf dem Boden der Tatsachen.
Doch der Vorstand reagiert umgehend, bringt sogleich die Restaurierungsarbeiten auf den Weg. Im Zusammenwirken mit der Unteren Denkmalbehörde Reinickendorf wird ein Gutachten samt Situationsanalyse und Maßnahmenkatalog erstellt. Die gute Nachricht: die Wiederherstellung ist machbar. Die schlechte Nachricht: sie kostet rund 30.000 Euro. Sehr zur Freude des Vereins übernimmt das Landesdenkmalamt 50 Prozent der Kosten. Die andere Hälfte muss aus Eigenmitteln finanziert werden. Keine leichte Aufgabe, wie der Vereinsvorstand findet. Er bittet die interessierte Bevölkerung daher um Spenden.
Inzwischen hat die Wiederherstellung begonnen, man nutzt ganz bewusst die veranstaltungsarme Zeit der Sommerferien. Zuständig ist die in Wittenau ansässige Restauratorin Dörte Poerschke, sie ist Master of Arts in Sachen Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei sowie von Architekturoberflächen. Die studierte Fachfrau hat mehrere Schadensbereiche ausgemacht. Erstens ist ein Teil der oberen Glättschicht abgefallen, zweitens gibt es Risse im Putz. Wasserschäden haben zudem braune Flecken hinterlassen. Last, but not least haben sich Stuckteile verschoben. Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit sowie Vibrationen seien einige der Ursachen, die zur Bewegung der Schichten beitragen, weiß Poerschke zu berichten.
Alle Freunde des LabSaales sind übrigens eingeladen, sich von Fortgang der Arbeiten selbst zu überzeugen. Es gibt tagsüber eine Art offene Bau- und Schaustelle. Läuft alles nach Plan, dann sind die Maßnahmen Anfang September weitestgehend abgeschlossen. Zum Tag des Offenen Denkmals am 8. September stehen zwei Veranstaltungen auf dem Programm: Die „Falschen Fuffziger“ laden um 14 Uhr zum einem Mitsing-Konzert ein, Arnulf Rating steht um 19 Uhr mit seinem aktuellen Programm „tagesschauer“ auf der Bühne. Weitere Informationen sowie das Spendenkonto finden sich unter https://labsaal.de