RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Ein Motorrad-Cross-Fahrer fährt eine Sanddüne in einer Wüste hinunter.
Foto: Edo Bauer

Die Wüste als Herausforderung

Justin Gerlach nimmt im Januar auf dem Motorrad an der Rallye Dakar teil

Wenn an Silvester in Deutschland die Sektkorken knallen, hat Justin Gerlach sicher ganz anderes im Sinn. Denn nur drei Tage später startet er in das bisher größte Abenteuer seines Lebens. Der 23-Jährige wird sich dann die Startnummer 111 anheften, sich auf sein Motorrad schwingen und an einer der größten Veranstaltungen teilnehmen, die die Rallyewelt zu bieten hat. Justin fährt die Rallye Dakar, die am 3. Januar 2025 in der Wüste Saudi-Arabiens beginnt und zwei Wochen später dort auch endet, und will es als jüngster Deutscher aller Zeiten bis ins Ziel schaffen. Das Olympische Motto allerdings, dass dabei sein alles sei, mag er für sich nicht gelten lassen. „Wenn ich nicht vom Sieg träumen würde, wäre ich kein Sportler“, sagt er.

Ein Klasseteam: Justin hat die Leidenschaft für den Motorsport von seinem Vater Hardin Gerlach in die Wiege gelegt bekommen. Foto: Matteo Gebbia

Leidenschaft für den Motorsport von klein auf

Dass Justin einen solchen Weg einschlagen und sich für den Motorsport begeistern würde, war früh abzusehen. Sein Vater Hardin war immer begeisterter Motorradfahrer und hätte es auch gern einmal bis zur Rallye geschafft, die anfangs ab 1978 noch von Paris nach Dakar im Senegal führte. „Das war sein großes Ziel. Als ich ein kleiner Junge war, haben wir die Rallye Dakar zusammen im Fernsehen angeschaut. Durch meine Geburt und die Familienplanung konnte er sich seinen Traum nie erfüllen. Nun lebt der Traum mit ihm weiter“, sagt Justin. Papa Gerlach wird ihn nach Saudi-Arabien begleiten und während der zwölf Renntage tatkräftig unterstützen. Und Mama Yvonne will an den letzten drei Tagen auch vor Ort sein. „Sie hat mich auch immer in meiner Begeisterung für den Motorradsport unterstützt, sie ist voll im Boot.“ Dass ihr Mann und ihr Sohn öfter stundenlang in der Garage verschwinden und am Motorrad, einer KTM 450 Rallye 20, schrauben – das gehört einfach dazu.

Vom Kindermotorrad zur Rallye Dakar

Zu seinem 5. Geburtstag schenkten die Eltern Justin seine erste Maschine, eine KTM SX 50. Damals war Familie Gerlach gerade nach Frohnau gezogen. Der Junge nahm an kleinen Endurorennen teil und entdeckte seine Leidenschaft für den Motorsport. Und seitdem er 17 Jahre alt war, ist er in jedem Jahr mindestens eine Rallye gefahren. Stammgast war er seit 2018 bei der Rallye Breslau in Polen. Die Qualifikation für Dakar schaffte er durch seine zwei Teilnahmen an der Abu Dhabi Desert Challenge, bei der er in den beiden letzten Jahren jeweils Rang drei in der Rally 2 Junior Kategorie belegte.

Intensive Vorbereitung auf das Wüstenabenteuer

Seitdem klar war, dass er in Saudi-Arabien starten darf, hat er sein Training nochmals intensiviert. Im Studium des Wirtschaftsingenieurswesens an der BHT steht er zwar kurz vor dem Abschluss, aber das rückte wegen der Rallye Dakar in die zweite Reihe. Und deshalb hörte er im Sommer auch mit dem Fußball auf, dem er neben dem Motorsport ebenfalls mit Leidenschaft im Verein gefrönt hatte. In der Jugend kickte er für den 1. FC Lübars und den VfB Hermsdorf, danach für BW Hohen Neuendorf. Die notwendige körperliche Fitness für das Wüstenabenteuer holt er sich auf dem Fahrrad, beim Laufen und im Fitness-Studio. Von schweren Verletzungen ist Justin bis auf einen Handgelenksbruch, den er sich bei der Rallye Breslau 2023 zuzog, verschont geblieben. Und selbst das hatte etwas Positives: „Bei dem Sturz habe ich viel über meine Renntaktik gelernt.“

Trainingslager in Südafrika und Dubai

Die Vorbereitungen für das große Event laufen jedenfalls auf Hochtouren. Im November war Justin in einem zweiwöchigen Trainingslager in Südafrika, im Dezember holt er sich in Dubai den letzten Schliff. Unterstützung, vor allem in organisatorischer Hinsicht, erhält der 23-Jährige vom ADAC Berlin-Brandenburg.

Finanzierung der Dakar: Ein Balanceakt

Für die Finanzierung des Abenteuers in Höhe von gut 90.000 Euro hat Justin geplant und organisiert, aber es ist schwierig, alles zu stemmen. Allein der Rennservice durch das DUUST Rally Team schlägt mit 35.000 Euro zu Buche. „Am Ende werde ich wohl einen Kredit aufnehmen müssen“, sagt der Dakar-Fahrer in spe. Sponsoren wären also gern gesehen. Auf dem Motorrad und dem Rennanzug wären noch Werbeflächen frei (Kontakt unter mail@justingerlach.com oder Tel. 0176 53824389).

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus dem neuen RAZ Magazin (Ausgabe 06/24).

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Bernd Karkossa

Meine journalistische Passion ist vor allem der Sport – auch beim RAZ Verlag. Deshalb lesen Sie meine lokaljournalistischen Beiträge zu sportlichen Themen neben der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung auch in anderen Medien wie WEZ oder RAZ Magazin.