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Herzförmige bunte Stoffkissen
Rund 500 Kissen haben die fleißigen Frauen bereits genäht. Foto: fle

Ein Herz für Menschen

Bettina Winkelmeier erhält Ehrenamtspreis „Rotfuchs“ für Reinickendorf-Ost

Der „Rotfuchs“ ist ein sehr besonderer Preis: Die Trophäe aus Glas wird an Menschen verliehen, die sich ehrenamtlich für andere Menschen in Reinickendorf-Ost einsetzen. Und genau das tut Bettina Winkelmeier auf unterschiedliche Art und Weise: Sie ist nicht nur Quartiersrätin und Gründerin der LetteNachbarn, sondern auch Schöpferin der Herzkissen.

Herzkissen: Kleine Helfer mit großer Wirkung

Bettina Winkelmeier freut sich über ihre Auszeichnung. Foto: fle

Jeden zweiten und vierten Mittwochvormittag im Monat sind im Kultur- und Dialograum M5 in der Markstraße 5 das Rattern der Nähmaschine, das Schneiden der Schere und das Kratzen eines Stifts beim Schreiben zu hören. Die Frauen sind in ihre Tätigkeit vertieft und wissen alle genau, was zu tun ist. Jeder Handgriff sitzt – und schon sind die ersten Kissen in Herzform fertig. Sie werden schon bald an von Brustkrebs betroffene Frauen verteilt, um ihnen nach der schweren Operation eine kleine Freude zu bereiten, Schmerzen zu lindern und ein wenig Hoffnung zu schenken.

Hilfe für 70.000 Betroffene pro Jahr

Pro Jahr erhalten in Deutschland etwa 70.000 Frauen die Erstdiagnose Brustkrebs. Ein großer Schock, der die Frauen erst einmal komplett aus der Bahn wirft. Für viele von ihnen ist eine Operation letztlich unausweichlich. Doch die ist im Heilungsprozess oftmals mit starken Wundschmerzen verbunden. Um diese zu lindern, helfen eben diese Herzkissen, die zur Entlastung des Arms unter die Achsel geklemmt werden. „Das Herzkissen-Projekt ist keine Idee von uns, sondern das Projekt gibt es seit 2007 in Deutschland, und es wurde ins Leben gerufen, um Patientinnen nach einer Brustkrebs-OP ein wenig Entlastung zu bieten“, erklärt Bettina Winkelmeier vom Verein Lette-Nachbarn e.V., „Wir haben mit unserem Herzkissen-Projekt im März 2023 begonnen und treffen uns seitdem alle zwei Wochen zum Nähen.“ Rund 500 Kissen hat das Näh-Team nun bereits gefertigt – für Patientinnen im Waldkrankenhaus in Spandau und im Klinikum Buch.

Ehrenamtliches Team mit Herz

Bärbel Müller ist für den allerersten Arbeitsgang zuständig – das Zuschneiden des Stoffs. Sie kommt alle zwei Wochen aus Hohenschönhausen zum Herzkissen-Projekt nach Reinickendorf. „Der lange Fahrweg macht mir nicht aus, denn wie sind hier ein super Team, und das Projekt ist mir eine echte Herzensangelegenheit“, sagt sie. Weiter hinten sitzt Waltraud Delor an einer Nähmaschine und näht eifrig die Stoffe zusammen. Sie weiß, was sie tut: Schließlich hat sie von 1957 bis 1960 den Beruf der Damenschneiderin für Mäntel und Kostüme gelernt und später 27 Jahre in der Hauswirtschaft gearbeitet. „Ich habe meinen Beruf geliebt“, erklärt die 82-Jährige. Schon als Zehnjährige habe sie mit Omas Hilfe ein Kleid für ihre Schwester genäht. „Nun freue ich mich, dass ich hier die Herzkissen nähen kann.“, fügt sie hinzu.

Kleine Karten mit großer Bedeutung

Marlis Rautenstrauch hat in der Tourismusbranche gearbeitet und liebt Sprachen. Sie schreibt die kleinen selbstgefertigten Grußkarten an die unbekannten Frauen. Diese kommen dann mit dem Herzkissen in den selbstgenähten Sack. „Das Kissen ist ein kleiner Schatz und findet sicher seinen Platz. Es schmiegt sich an, ist leicht zu tragen und hilft in diesen schweren Tagen“, schreibt sie mit rotem Stift auf die Klappkarte. Hinten darf der Absender nicht fehlen, denn einige der Frauen wollen sich für das anonyme Geschenk bedanken.

Verleihung des „Rotfuchs“-Preises

Die SPD-Abgeordnete Bettina König freut sich für ihre Namenspatin: „Heute habe ich Bettina Winkelmeier im Rahmen einer kleinen Feier, an der auch der Vorsitzende der BVV-Fraktion, Marco Käber, teilgenommen hat, den Rotfuchs in Form eines Glaspokals samt Urkunde und 250 Euro Preisgeld überreicht“, sagt sie. „Sie hat ihn mehr als verdient – ihr großes Engagement bei Laib und Seele, auf dem Franz-Neumann-Platz und im Lettekiez, das sie mit so viel Herzblut betreibt, hat Einfluss auf den gesamten Kiez und auf uns alle als Gesellschaft. Vor allem die Herzkissen, die sie gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen näht und an Krankenhäuser spendet, damit sie an Brustkrebs erkrankte Frauen weitergereicht werden können, haben mich tief beeindruckt, denn sie schenkt damit Hoffnung und Unterstützung.“

Freude über die Auszeichnung

Über den Preis hat sich die engagierte Reinickendorferin sehr gefreut: „Ich habe gar nicht damit gerechnet, einen solchen Preis zu kriegen“, sagt sie. „Umso mehr habe ich mich darüber gefreut. Es ist eine schöne Anerkennung für die ehrenamtliche Arbeit, die ich mache. Ein tolles Gefühl, wenn die Arbeit gesehen wird und nicht als selbstverständlich hingenommen wird.“

Einsatz für die Herzkissen geht weiter

Das Geld hat sie gut investiert: „Ich habe erst einmal meine Herzkissen-Helfer zum Essen eingeladen. Diese Gruppe ist ein riesengroßes Geschenk, da hängt im wahrsten Sinne des Wortes mein Herz dran.“ Auch mit anderen Helfern war Winkelmeier noch einmal essen.

Mehr als Herzkissen: Adventsmärkte und Spendenaktionen

Nach dem Feiern geht nun die ehrenamtliche Arbeit weiter: Neben den Herzkissen nähen sie auch Tiere oder Weihnachtsdeko, um sie auf Adventsmärkten zu verkaufen. Winkelmeier backt zusätzlich Kuchen und kocht Marmelade. Der Erlös aus den Verkäufen geht in diesem Jahr an den Letzte-Wünsche-Wagen. Es gibt eben immer etwas zu tun …

Mitmachen und spenden

Die Gruppe freut sich übrigens über weitere Mitstreiterinnen: Wer am Herzkissen-Nähprojekt teilnehmen möchte, kann sich per E-Mail bei Bettina Winkelmeier (b.winkelmeier@gmx.net) melden oder einfach am 2. und 4. Mittwoch im Monat von 9 bis 12 Uhr ins M5 kommen.

Spenden an den Lette Nachbarn e. V. für das Projekt Herzkissen:
Verwendungszweck: „Herzkissen“
Empfänger: Lette Nachbarn e. V.
IBAN: DE02 1005 0000 0191 3032 24

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus dem neuen RAZ Magazin (Ausgabe 06/24).

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Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.