Die Münchhausen-Grundschule hat drei Standorte, zu wenige Plätze und ein Asbestproblem. Und das ist nicht die einzige Herausforderung. Um auf die Misere hinzuweisen, demonstrierten rund 120 Schüler, Lehrer, Erzieher, Eltern und die Schulleitung am 14. Juli vor dem Roten Rathaus. Die Kinder stürmten sogar den Eingang und machten dort ihrem Ärger laut Luft.
Die drei Schulgebäude, befinden sich in der Artemisstraße (Hauptgebäude), in der Nimrodstraße und am Place Moliére. Das bedeutet für Schüler und Kollegium weite Wege. Doch das ist nicht das einzige Problem. Die Mängelliste ist lang. Denn trotz der Aufteilung der Schule gibt es zu wenig Platz für die Schülerinnen und Schüler. Dem sollte mit dem Neubau einer Schule in der Cité Foch unweit des Place Moliére Abhilfe geschaffen werden. In dem Neubau hätten je vier Klassen pro Jahrgang Platz gefunden. Doch im Zuge der Sparmaßnahmen wurde gerade dieses Neubauvorhaben wegen Finazierungsnöten gestoppt (die RAZ berichtete).
Während der letzten Schultage waren zudem die Schulhöfe gesperrt – zum einen wegen der Nester des gefährlichen Eichenprozessionsspinners, zum anderen wegen der Sturmschäden, die nicht zeitnah beseitigt wworden waren. Der Unterricht musste ausfallen, das Mittagessen ebenso. Der Weg zum Mensacontainer war ebenfalls gesperrt.
Was die Situation noch schwieriger macht: Im Filialgebäude am Place Moliére wurden bei der Dachsanierung Schadstoffe entdeckt. „Es wurde […] festgestellt, dass die bestehende Dachabdeckung fest gebundene Asbestfasern enthält“, erklärt Schulstadtrat Harald Muschner (SPD). Außerdem waren im Flur des Schulgebäudes, in dem die 1. und 2. Klassen unterrichtet werden, mehrere Platten aus einer abgehängten Decke herabgefallen. „Eine erste Prüfung ergab, dass es sich bei den Materialien im Deckenbereich nicht um Asbest, sondern um sogenannte künstliche Mineralfasern (KMF) handelt. Diese sind in gebundener Form gesundheitlich unbedenklich“, so Muschner.

Unterricht teilweise im Hort
Ob bedenklich oder nicht – das Problem machte das Chaos an der Schule noch größer. Anja Skidzun, GEV-Vorstand, erinnert sich: „Lehrer und Erzieher entschieden, den Unterricht zu beenden und hinüber in den Hort zu gehen.“ Daraufhin sei die Filiale eine Woche lang geschlossen gewesen, unterrichtet wurde größtenteils im Hort.
„Ein Test der Luftqualität sowie des Sandkastensandes wurde durchgeführt – allerdings nur auf Drängen der Schulleitung“, erinnert sich Skidzun. „Da die Luft-Werte im Normalbereich waren, fand in der folgenden Woche der Unterricht wieder in der Filiale statt, allerdings stand da das Schadstoffergebnis des Sandes noch aus. Und die Container mit dem Sonder-Müll stehen nach wie vor vor der Schule. Am 21. Juli machte sich Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch im Beisein von Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (beide CDU) bei einem Vor-Ort-Besuch ein Bild von der Situation. Sie liefen mit den Schülern und mit Regenschirm von einem Gebäude zum anderen und stellte sich im Anschluss den Fragen der Anwesenden.
In Berlin wurden acht neue Schulgebäude fertiggestellt, und im nächsten Schuljahr kommen weitere neun hinzu. Der Neubau der Münchhausen-Schule ist nicht dabei!
Sollte nicht eine Lösung gefunden werden, diese Schule doch noch zu bauen, müsste die Münchhausen-Grundschule weiterhin an seinen drei stark sanierungsbedürftigen Standorten betrieben werden. „Die Räume in der Artemisstraße sind teilweise schulfachlich kritisch“, sagt der Schulstadtrat. So entspräche die Größe der Räume nicht den heutigen Standards: „In ihnen befinden sich teilweise Stützpfeiler, die ein Unterrichten schwierig machen. Dazu kommt im Dachgeschoss eine Überhitzung der Räume. Der Mensa-Container in der Artemisstraße ist bauaufsichtlich nur noch geduldet und es fehlen gedeckte Sportflächen.“
Die Schulsenatorin versprühte am Ende Ihres Besuch dennoch ein wenig Hoffnung: Vielleicht könne der Schulneubau über die Wohnungsbaugesellschaft Howoge finanziert werden und der Bezirk mietet dann das Gebäude an. Eine Entscheidung soll noch diesen Sommer fallen.