„Nichts ist umsonst, nur der Tod – und der kostet das Leben“, heißt es. Bekanntlich kann aber auch eine Beerdigung ziemlich teuer werden. Die nicht unberechtigte Sorge vieler Menschen, auf ihre Angehörigen könnten ungeahnt hohe Kosten zukommen, führte zu Beginn der 1920er Jahre in Deutschland zu einem lukrativen Geschäftsmodell: der Sterbeversicherung. Und ausgerechnet dieser Paarung der Finanzwelt mit dem Tod verdankt Frohnau sein höchst lebendiges Kulturzentrum – das Centre Bagatelle. Die Villa wurde vor genau 100 Jahren im Auftrag von Herbert Worch errichtet.
Die Anfänge der Sterbeversicherung in Deutschland
Als Geschäftsführer des Verbands der Bestattungsunternehmer war Worch am Aufbau jener Sterbeversicherung beteiligt, die auf einem Treffen des Verbands 1921 in Hamburg beschlossen wurde. Die Gründungssitzung des Deutschen Begräbnis-Versicherungsvereins fand im Januar des folgenden Jahres in Berlin statt. Zuspruch kam auch von Organisationen der christlichen Kirche, die eine würdige Beerdigung für alle befürworteten. Im Todesfall wurde keine Summe ausgezahlt, sondern eine Sachleistung erbracht, nämlich die Durchführung der Beerdigung durch das Bestattungsunternehmen – das fungierte gleichzeitig auch als Agentur für diese spezielle Form der Versicherung. Das Geschäft lief wohl so gut, dass der Verein schon drei Jahre später auf Lebensversicherungen ausgedehnt wurde. Erst zu diesem Zeitpunkt tauchte der Zusatz „Deutscher Herold“ im Namen auf, der heute noch als Markenzeichen genutzt wird.
Ein repräsentatives Anwesen in Frohnau
In diesen ersten Jahren des Erfolgs suchte der 1882 in Cassel geborene Worch nach einem angemessenen Domizil in der Hauptstadt und entschied sich für den Norden. Den Auftrag für eine repräsentative Residenz in der Zeltinger Straße erhielt Paul Poser. Der renommierte Architekt hatte zu dem Zeitpunkt schon einige Gebäude für die aufstrebende Siedlung entworfen – wie beispielsweise die Turnhalle für eine Mädchenschule in der Senheimer Straße, die Ende der 1930er Jahre zur katholischen St. Hildegard-Kirche wurde. Seine letzte Ruhe fand Poser in Frohnau auf dem Friedhof in der Hainbuchenstraße.
Von Frohnau nach Bonn: Der Weg des Deutschen Herold
Der Sitz der Versicherung Deutscher Herold zog nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bonn. Herbert Worch hatte seine Frohnauer Villa bereits viele Jahre zuvor verkauft. Nach seinem Tod 1953 ließ er sich auf dem Bonner Südfriedhof bestatten.
Die Versicherungsgruppe, die sich zunächst noch in Familienbesitz befand, wurde von seinem Schwiegersohn Willy Günther bis zu dessen Tod 1976 geleitet. Worchs Tochter Ilse war stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. 2006 ging das Unternehmen in einem Schweizer Konzern auf und wurde zur Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG.
Ein Erbe, das weiterlebt
Als Herbert Worch noch in Frohnau wohnte, bewies er sein Interesse für den Bezirk durch persönliches Engagement – er war Mitglied der Jury, die im Dezember 1930 den Siegerentwurf für die Johanneskirche am Zeltinger Platz kürte. So wäre es sicherlich in seinem Sinne, dass seine Villa noch heute den Menschen als Kulturzentrum offen steht.