Wittenau – Gut Ding will Weile haben, das trifft auch auf den Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof der ehemaligen Wittenauer Heilstätten zu. Nach langen Jahren der Vorbereitung wird der Gedenkort auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Klinik im neuen Jahr nun endlich eingeweiht. Am 28. Januar 2022 wird es um 14 Uhr eine kleine Feier geben.
In den Wittenauer Heilstätten spielte sich ein besonders dunkles Kapitel in den Jahren des Nazi-Terrors ab. Von 1936 bis 1945 wurden hier Experimente an Patienten durchgeführt. Menschen wurden zwangssterilisiert, viele starben den Hungertod. Auf dem KBoN-Gelände gibt es etwa 15 Reihen von Massengräbern, Patienten wurden hier beerdigt, aber auch Ärzte. 1994 war der Friedhof entwidmet worden, alles wuchs zu, aber die Reihengräber existieren noch immer. „Das Gelände gehört Vivantes und damit der Stadt Berlin. Wie man hört, scheint es Kaufinteressenten zu geben, wenn der Friedhof erst mal weg ist, dann wird hier wohl gebaut.“ Das sagte Winfried Band vom Freundeskreis Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof in einem Interview mit der RAZ vor vier Jahren.
Der Freundeskreis hat in den vergangenen Jahren schwer darum gekämpft, den Friedhof aus der Vergessenheit zu holen und ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, stieß dabei aber lange auf taube Ohren. Der Freundeskreis machte medial Druck, erstellte ein Konzept, schließlich sagte die Bezirksverordnetenversammlung Unterstützung zu. Vivantes ist nach wie vor der Besitzer, das Gelände mit dem Alten Friedhof aber soll den Berliner Forsten zugeschlagen werden. „Der Übergang ist noch nicht vollzogen, aber dieser Bereich wird von Wohnungsbau nicht betroffen sein“, sagte Band nun der RAZ. bek