Der kleine Pappelsprössling sieht so zerbrechlich und unscheinbar aus, und doch halten sich seine Wurzeln hartnäckig im Boden. Während die Kraniche in großen Gruppen und mit lautem Trompeten hoch oben über die offene Fläche des ehemaligen Flugplatzes TXL in Richtung Süden ziehen, leisten rund 20 Freiwillige eine schweißtreibende Arbeit auf den Grünflächen zwischen den Rollfeldern. Sie benötigen nicht nur den Spaten, sondern auch ihre ganze Körperkraft, um das meterlange dünne Pflan-
zengeflecht herauszuziehen. Auch Frank Sieste ist bei diesem besonderen Einsatz dabei. Der Reinickendorfer betreut normalerweise als Leiter der NABU-Arbeitsgemeinschaft Vogelschutzreservat das Gebiet am Flughafensee, doch an diesem Tag geht er den Bäumchen „an die Wurzel“.
Das Areal, auf dem zeitweise bis zu 24 Millionen Fluggäste pro Jahr abhoben, wird zu einem neuen Stadt- und Landschaftsraum umgestaltet, an dem Menschen leben und arbeiten, lernen können und auch Erholung finden. Ein zentraler Baustein der Nachnutzung ist das Projekt „Landschaftspark der Tegeler Stadtheide“, das seit 2021 das landeseigene Unternehmen Grün Berlin GmbH verantwortet. „Auf dem perspektivisch rund 190 Hektar großen Gelände entsteht ein innovativer Landschaftspark mit hoher ökologischer Bedeutung. Die jahrzehntelange Nichtnutzung hat seltene, geschützte Biotope und Tierpopulationen hervorgebracht, die für die Artenvielfalt und das Stadtklima Berlins besonders wertvoll sind. Als Modellprojekt für klimaresiliente Stadtentwicklung in Verbindung mit KI-gesteuertem Flächenmanagement für effizienten Naturschutz entsteht ein naturnaher Erholungsraum für die Berliner Bevölkerung und die Gäste der Stadt.“, erklärt Robert Hain, Objektleiter Tegeler Stadtheide.
Pferde, Schafe und Rinder grasen in der Ferne, seit kurzem sogar Ziegen. Sie alle tragen, dazu bei, dass die Tegeler Stadtheide eine offene Fläche bleibt und nicht zuwächst. Und so hatte Grün Berlin zur Biotoppflege aufgerufen.
Pappeln geht es an den Kragen
Denn solche Flächen sind rar, bieten jedoch Lebensraum für viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten. „Ein gutes Beispiel, was die offenen Flächen und die Grünpflege bringen, sieht man am Vogelschutzreservat nur wenige hundert Meter von hier“, erklärt Frank Sieste. „Neben rund 500 Pflanzenarten und 200 Vogelarten sind auch Insekten, Reptilien und Amphibien dort beheimatet, und viele von ihnen stehen auf der Roten Liste.“

Ebenso reichhaltig an Tieren und Pflanzen soll das ehemalige Flughafengelände werden. „Schon jetzt sieht man große Heideflächen, und viele Bodenbrüter nutzen das Gebiet bereits als Lebensraum und Brutplatz“, fügt Hain hinzu.
Was die Pferde, Schafe, Rinder und Ziegen nicht schaffen, versuchen nun die freiwilligen Helfer mit ganzem Körpereinsatz. Susanne Schmitt, Projektmanagement Umweltbildung Tegeler Stadtheide, erklärt: „Am TXL wurden die Flächen immer gemäht, und dadurch sind die Pappeln nach unten gewachsen. Jetzt schießen sie zu Hunderten nach oben. Diese gilt es zu entfernen, denn die Pappel ist eine Störart in unseren Biotopflächen. Das gilt auch für andere Pflanzen, die hier nicht heimisch sind. Dazu gehört die Traubenkirsche.“ Eine solche gräbt Mathieu Rosiere in mühevoller Arbeit aus. Er ist wie Gabriele Pfeffer zum ersten Mal bei der Biotoppflege dabei.
„Jede Biotoppflege, die wir hier durchführen, ist wichtig, damit die Fläche sich zu einer Stadtheide weiterentwickeln kann“, sagt Hain. Um diese Entwicklung voranzutreiben, wird es immer wieder Termine zur Biotoppflege geben. Infos dazu gibt es unter www.gruen-berlin.de






![PTT_NSG_Banner_TopMag_300x250px[1]](https://raz-zeitung.de/wp-content/uploads/2024/10/PTT_NSG_Banner_TopMag_300x250px1.jpg)