Mann neben Brunnen-Anlage
Philipp Möller an der Frohnauer Skulptur „Kugelläuferin“, im Hintergrund die Johanneskirche (Foto: kbm)

„Isch geh Schulhof“

Im Gespräch mit dem Bestsellerautor Philipp Möller

Frohnau – Der Bestsellerautor Philipp Möller lebt mit seiner Familie in der Gartenstadt. Nachdem er zum Vorsitzenden des „Zentralrats der Konfessionsfreien“ gewählt wurde, erläutert der Diplom-Pädagoge im Interview seine Sicht auf die Bildungspolitik und andere Themen.

Wie ist Ihre Beziehung zum Schulwesen?

Ich stamme aus einer Lehrerdynastie, habe Erwachsenenbildung studiert und bin danach versehentlich Vertretungslehrer geworden. Der Job war berührend und schockierend, und nach zwei Jahren habe ich dann am letzten Schultag vor den Sommerferien erfahren, dass mein Vertrag doch nicht verlängert wird – leider alles typisch Berlin.

Wie haben Sie Ihre Erfahrungen als Autor veröffentlicht?

„Isch geh Schulhof“ ist mein schonungslos ehrlicher Erfahrungsbericht, mit dem ich schon 2012 einen Nerv getroffen habe. Viele Probleme haben sich seitdem eher noch verschärft – etwa der islamische Antisemitismus an Berliner Schulen.

Welche Erfahrungen haben Sie dann im politischen Berlin gesammelt?

Für „Isch geh Bundestag” habe ich als Welt-rettungs-Praktikant im Bundestag angeheuert. Herausgekommen ist die Geschichte eines Vaters, der Angst vorm Weltuntergang hatte, sich aber irgendwann eingestehen musste, dass die Welt immer besser wird. Am Ende hatte ich nur noch Angst davor, öffentlich zuzugeben, dass ich keine Angst mehr habe – aber auch die habe ich überwunden.

Wie erklären Sie Ihren Kindern die Welt?

Ich sage ihnen in möglichst einfachen Worten, dass die Welt nicht so einfach ist, wie viele behaupten. Wer simple Lösungen für komplexe Probleme vorschlägt, ist Populist – so lösen wir weder Klimawandel noch Krieg oder andere Katastrophen.

Was ist die wichtigste Botschaft in ihrem Bestseller „Gottlos glücklich“?

Als Privatsache ist Religion unproblematisch, solange Gläubige sich an weltliche Gesetze halten und die freiheitliche demokratische Grundordnung achten. Aber als Machtinstrument ist Religion sehr gefährlich, deswegen sollten selbsternannte Gottesvertreter keinen politischen Einfluss haben.

Wie sehen Sie den Religionsunterricht in der jetzigen Form?

Konfessioneller Religionsunterricht vermittelt nicht Erkenntnisse über Religion, sondern die Glaubensbekenntnisse der jeweiligen Konfession. Laut Paragraph 1 des Schulgesetzes sollen Kinder aber „ordentliches Wissen“ erwerben – für den Glauben sind die Gotteshäuser da. 

Die Berliner Regierung will „Reli“ in Berlin vom unbenoteten Zusatzfach zu einem ordentlichen Lehrfach umgestalten. Wie stehen Sie dazu?

Wir lehnen das aus drei Gründen entschieden ab: Für Bekenntnisse sollte es keine Noten geben, die für die Versetzung in die nächste Klasse relevant sind. Die religiöse Unterweisung von Kindern müsste dann zu 100 Prozent aus Steuergeldern bezahlt werden, also auch von den 70 Prozent Konfessionsfreien in Berlin. Außerdem trägt der konfessionelle getrennte Religionsunterricht zur gesellschaftlichen Spaltung bei – wir brauchen aber heute das genaue Gegenteil: gemeinsame Werte, die unabhängig vom Glauben der Eltern sind.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview Karin B. Mademann

Astrid Greif