RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Für Radler bleibt die Situation schwierig. Foto: fle

Kein Fahrradweg durch Tegel

Senat gibt Pläne für Radschnellverbindung über die Berliner Straße auf

Tegel – Im  Mai 2020 wurde noch kräftig für einen Radweg durch die Tegel-City demonstriert – mit grünem Teppich auf dem Mittelstreifen, der einen sicheren Radweg simulierte. Unter anderem hatten Bündnis 90/Die Grünen, die ADFC Stadtteilgruppe, die Linksfraktion der Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf und der VCD Nordost zu der Fahrraddemo eingeladen, um ein Zeichen für die Notwendigkeit gut ausgebauter Fuß- und Radwege zu setzen. Doch ein Radweg durch den viel befahrenen Ortskern Tegel ist nun vom Tisch: Der Senat hat Pläne für die Radschnellverbindung in Reinickendorf aufgegeben. 

„Die Entscheidung bedauern wir sehr, obwohl sie leider aufgrund der Prioritätensetzung der schwarz-roten Koalition absehbar war“, sagt Judith Crawford, bei den Bündnisgrünen verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Die Realisierung der Radschnellverbindung durch Tegel ist extrem wichtig, um das neue Schumacher Quartier und Berlin TXL stadteinwärts sowohl als auch stadtauswärts für den Radverkehr einzubinden, attraktive Verbindungen für Radfahrende zu schaffen und um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren.“ Auch die Anbindung der Berliner Hochschule für Technik (BHT) sei von extremer Bedeutung.

Noch vor vier Jahren wurden Pop-Up-Radwege, also temporäre verbreiterte Radwege, als schnellste Lösung gefordert, um den Radlern schnell Platz im Verkehr zu verschaffen. Sie „schossen“ an verschiedensten Stellen Berlins aus dem Boden. Schließlich schrieb das 2018 beschlossene Mobilitätsgesetz Maßnahmen vor, Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel in der Verkehrsplanung künftig vorrangig vor dem Autoverkehr zu behandeln. 

Insgesamt zehn Radwegschnellverbindungen wollte der damals rot-rot-grüne Senat bauen. Es handelt sich dabei um möglichst kreuzungsfreie, breite Wege mit gutem und gepflegtem Belag und Beleuchtung.  So sollen längere Strecken von acht bis zehn Kilometern dauerhaft mit dem Rad zurückgelegt werden können. Dazu gehören auch die Reinickendorf-Route (RVS 10), die die Stadtteile Reinickendorf und Wedding mit der Stadtmitte entlang der A111 verbindet, und die Mitte-Tegel-Spandau-Route (RVS 2) zwischen Hauptbahnhof, dem Bezirk Spandau und dem ehemaligen Flughafen Tegel. 

Doch nun rudert der derzeitige Senat zurück: Trotz Machbarkeitsstudie, die die Route über die Berliner Straße als planerische Vorzugsvariante auswiesen, werden diese Pläne nun aufgegeben. Das hat der Berliner Senat nun bekanntgegeben.  Schon im Vorfeld gab es Kritik an der Route: Im Herbst diskutierte die CDU Tegel auf Einladung von Felix Schönebeck, Bezirksverordneter und Vorsitzender des Vereins „I love Tegel“,  mit den Tegeler CDU-Abgeordneten Stephan Schmidt und Björn Wohlert und mehr als 100 Bürgerinnen und Bürgern, Geschäftsleuten, Gastronomen und Anwohnern über die Pläne. „Die mehrheitliche Meinung war schon damals eher kritisch“, heißt es in der jüngsten Pressemitteilung von Schönebeck. Nun hat der Berliner Senat bekanntgegeben, dass die Radschnellverbindung durch Tegel nicht weiter verfolgt werde. Grund dafür sei die knappe Haushaltslage, die lediglich eine Umsetzung priorisierter Routen ermöglicht. Reinickendorf gehört nicht dazu. 

Die Tegeler Abgeordneten Stephan Schmidt und Björn Wohlert freut es: „Das ist eine gute Nachricht für den Ortsteil Tegel! Die Pläne hätten zwangsläufig dazu geführt, dass pro Fahrtrichtung eine Fahrspur oder insgesamt rund 100 Parkplätze in der Berliner Straße zwischen Feuerwehrwache und U-Bahnhof Alt-Tegel entfallen wären. Eine weitergehende Planungsoption sah sogar den Verlust sowohl je eines Fahrstreifens als auch der Parkplätze vor. Das hätte der Verkehr in Tegel nicht verkraftet. Der CDU-geführte Berliner Senat hat sich zum Ziel gesetzt, Politik für alle Verkehrsteilnehmer zu machen, dazu gehört ausdrücklich auch der motorisierte Verkehr.“

Judith Crawford erklärt: „Wir wollen, dass diese Landesregierung das Mobilitätsgesetz in Berlin umsetzt. Dazu gehört auch der Ausbau der Fahrradverbindungen und der Radinfrastruktur – es wäre wünschenswert, dass die CDU Reinickendorf statt leerer Worte endlich etwas davon in Reinickendorf umsetzt.“

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.