Keine Hexerei

Wittenau – Sie heißen Kreuz-, Flaschen-, und Spaghettiknoten, auch Palstek oder Rundtörn. Fachbegriffe, die beim ersten Hören nicht jedem geläufig sind. Und doch hat ein jeder irgendwie, irgendwo, irgendwann einmal damit zu tun. Gemeint sind Knoten, die zumeist etwas verbinden oder sichern sollen.

Sie begegnen den Menschen – nicht selten unbemerkt – im Alltag, kommen beim Bergsteigen oder in der Seefahrt zum Einsatz. Leinen, Seile, Gurte oder Netze erhalten so durch kompetente Fingerfertigkeit ihre erforderliche Form und Absicherung. Das Knotenhandwerk gilt als eines der ältesten der Welt.

Einer, der dieses Handwerk par excellence beherrscht, kommt aus Wittenau. Dieter Ott tritt seit nunmehr 20 Jahren als Knotenkünstler vor Publikum auf. Er nennt sich selbst „Meister der Knoten“. Rund 60 Verknüpfungen gehören zu seinem Repertoire. Der 59-Jährige darf als Autodidakt gelten. Ursprünglich gelernter Maschinenschlosser, hat er sich die nicht alltägliche Kunst auf seinen zahlreichen Reisen durch ferne Länder angeeignet. Die ersten Griffe lernt er im Jahr 1988 auf einer Tour quer durch die USA. Malaysia, Thailand, Norwegen, Kanada und Neuseeland sind im Lauf der Jahre weitere Stationen des Weltenbummlers. Immer wieder lernt er dazu, immer wieder tritt er vor Ort auf, immer wieder kehrt er mit neuen Erfahrungen gern in seinen Heimatbezirk zurück. Egal ob kleine oder große Bühnen, ob kleine oder große Zuschauer: staunende Blicke sind dem Reinickendorfer gewiss.

Große Augen, offene Münder – so steht das Staunen den vielen Kindern auch am zweiten Sonnabend im Juni dieses Jahres ins Gesicht geschrieben. Das Renault Autohaus in Glienicke/Nordbahn, nur einen Steinwurf von Frohnau entfernt, hat zum Familientag eingeladen. Zwischen Musikbühne und Radio Teddy, zwischen Kletterwand und Kinderfahrschule, wecken die zahlreichen bunten Utensilien die Neugier. Schnell füllt sich die kleine Aktionsfläche mit Zeltdach, es braucht kaum animierende Worte des Magiers der Knoten. Ein wenig Anleitung ist dagegen schon notwendig. In einer Mischung aus Spielen, Basteln und Handwerken entstehen aus handelsüblichen Schnüren Schlüsselanhänger zum Mitnehmen. Selbst Mütter und Väter lassen sich mitreißen, knüpfen eifrig eigene Kunstwerke. Zwischendurch lässt der Hauptakteur immer wieder mal die Knoten fliegen, zeigt und erklärt sein Können. Dabei gibt er sich bescheiden: „Ich bin kein Zauberer“, gesteht er im Gespräch. Vielmehr sieht er sich als geübter Handwerker mit Showeffekten.

Auftritte dieser Art hat Dieter Ott schon etliche erlebt. Schulfeste, Kindergeburtstage oder Familienfeiern sind sein hauptsächliches Metier. Auch die ältere Generation kann profitieren, wenn er in Senioreneinrichtungen zum Mitmachen einlädt. Knotenknüpfen sei eine jung haltende Beschäftigung für Geist und Körper, meint Ott. So dürfte auch er selbst noch lange Spaß an seinem Vergnügen haben.

Weitere Infos sind unter Tel. 0178/ 697 72 65 erhältlich. Unter diesem Kontakt können gleichfalls die Dienste seiner zweiten Tätigkeit angefordert werden – Dieter Ott bietet eine Gartenhilfe im Berliner Norden an. ks

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.