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Viele Menschen halten Transparente in die Höhe
„Unkürzbar“ lautet die Botschaft, mit der auf die besondere Situation im Rollberge-Kiez hingewiesen wurde. Foto: ks

Kiezfest mit Hilferuf: „Es ist ein stetes Bangen“

Der Jugend-, Familien- und Sozialarbeit im Rollberge-Kiez fehlt es an Planungssicherheit

Waidmannslust – Der Rollberge-Kiez rund um die Titiseestraße war am vergangenen Freitag Schauplatz eines besonderen Kiezfestes. Einerseits ging es an an diesem Nachmittag um Spiel, Spaß und geselliges Beisammensein. Andererseits hatte die Veranstaltung auf dem Poppeleplatz auch eine wichtige Botschaft. Mehrere freie Träger und Initiativen der dort engagierten Jugend-, Familien- und Sozialarbeit artikulierten ihre Sorgen um die künftige Finanzierung der Arbeit im sozialen Brennpunkt-Viertel.

„Es ist ein stetes Bangen, man weiß nie wie es weitergeht“, erläuterte Natascha Köster den Hintergrund der von ihr mit initiierten Veranstaltung. Finanzierungen seien meistens auf zeitlich begrenzte Projekte bezogen. Es gebe dadurch keine mittel- oder gar langfristige Planungssicherheit. Die Träger müssten immer mit finanziellen Kürzungen und Stellenstreichungen rechnen. Daher startete Köster, lokale Bildungskoordinatorin der Horizonte-für Familien-gemeinnützige Gesellschaft mbH, einen eindringlichen Hilferuf an die politisch Verantwortlichen. In einer Art Brandbrief, adressiert an die Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner sowie an Jugend- und Familienstadtrat Alexander Ewers, wurde die Situation aus Sicht der vor Ort Handelnden dargestellt, Forderungen artikuliert.

„Unsere Arbeit lebt von Vertrauen, Beständigkeit und der engen Zusammenarbeit mit den Familien. Ein Wegfall von Angeboten oder der Abbruch bewährter Strukturen würde gerade für die Kinder, Jugendlichen und Familien in einem ohnehin herausfordernden Umfeld einen schmerzlichen Einschnitt bedeuten“, steht in dem Brief. Die daraus resultierenden Brüche in Beziehungen, Vertrauensverlust und mangelnde Ansprechbarkeit würden die bisherigen Erfolge der sozialen Arbeit gefährden und vermutlich langfristige Folgekosten nach sich ziehen, heißt es weiter. „Unkürzbar“, ist somit das in einem Wort zusammengefasste Motto. 

Die eindringliche Bitte der Verfasser lautet, die besondere Situation im Rollberge-Kiez bei den künftigen Planungen zu berücksichtigen. Der Brief wurde im Rahmen des Festes offiziell an eine Mitarbeiterin aus der Stabsstelle des bezirklichen Jugend- und Familienressorts übergeben. Bezirksstadträte waren, obwohl eingeladen, nicht zugegen.

Zugegen waren aber viele Anwohner, Jung und Alt. Sie konnten sich an rund zwei Dutzend Ständen über die  Angebote freier Träger, Vereine und Initiativen informieren. Exemplarisch seien das Quartiersmanagement, Gangway Straßensozialarbeit, Jugendberufsagentur Berlin, Streethouse Kinder- und Jugendcafé, Malteser, Unionhilfswerk oder Arbeiterwohlfahrt genannt. Die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag zeigte gleichfalls Präsenz. Es gab viele Mitmachangebote, etwa eine „Meckerbox“. Kids durften Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr erkunden. Ein Bühnenprogramm mit Live-Musik, Tanz und Artistik sorgte für Kurzweil. Das leibliche Wohl kam ebenfalls nicht zu kurz.

Karsten Schmidt

Schon in jungen Jahren hat sich Karsten Schmidt journalistisch engagiert: für Schülerzeitungen und Studentenmagazine. Seit rund 30 Jahren ist er freiberuflich tätig – als bekennender Nordberliner von der ersten Stunde an beim RAZ Verlag dabei, außerdem als Berliner Korrespondent für mehrere Fachzeitschriften aus den Bereichen Mode, Wirtschaft und Gastronomie.