Tegel – 15 Jahre lang wehrte sich Manne, wie ihn alle nannten, gegen die Räumung seiner Wohnung in der Siedlung am Steinberg. Er wollte er einfach nur in Ruhe leben – in dem Häuschen, in dem er 1939 geboren ist, in dem er mit seinen Eltern aufwuchs und aus dem er nie ausziehen wollte. Bis zuletzt hat er dafür gekämpft, das nicht zu zu müssen. Manfred Moslehner ist am 30. Mai im Humboldt-Krankenhaus verstorben, nachdem er am 26. Mai im Flur seines Hauses zusammengebrochen war.
Seit seiner Geburt wohnte er im Haus Nummer 3 der Straße Am Brunnen. Doch seit die denkmalgeschützte Siedlung vom Land Berlin als Teil der GSW im Jahr 2010 an die „Am Steinberg Entwicklungsgesellschaft mbH“ verkauft wurde, war es mit der Ruhe vorbei. Pläne, die Häuser als „Stonehill Gardens“ nach einer umfassenden Modernisierung zu verkaufen (für mehr als 1 Million Euro pro Haus) beunruhigten die Mieter.
Manne und einige andere Mieter taten sich zusammen, gründeten die Bürgerinitiative „Siedlung am Steinberg kämpft“ und widersetzen sich vehement der Verdrängung durch Modernisierung.
Moslehner hatte Erfolg: Im Oktober 2024 hatte er Berufung gegen ein Räumungsurteil eingelegt, und das Landgericht Berlin entschied in zweiter Instanz, dass die fristlose Kündigung unrechtmäßig sei. So konnte er in seinem Häuschen bleiben. „Es zermürbt einen, wenn man nicht weiß, ob man sein Zuhause verliert – und ich bin froh, dass die Ungewissheit nun erst einmal vorbei ist und ich wieder schlafen kann“, hatte Moslehner damals gegenüber der RAZ gesagt. Und man sah es ihm an: Er war müde vom jahrelangen Kampf um sein Zuhause.
„Doch die Ruhe hielt nicht lange“, sagt Hans-Hartmut Lenz, Gründer der Bürgerinitiative. Es folgten weitere Gerichtsverhandlungen gegen den Hochbetagten, „um die Modernisierung zur Aufwertung und Profitsteigerung des Hauses durchzusetzen“.
Die Initiative wird nun weiterkämpfen: „Wenn so betagte Menschen in einem so hohen Alter aus reinem Profitwahnsinn bis zum letzten Atemzug kämpfen müssen, um zu Hause sterben zu können, ist das eine Schande. Wir trauern um Manne und kämpfen in seinem Sinne weiter, denn es gibt noch mehr Seniorinnen und Senioren mit Existenzängsten und ähnlichen Sorgen in der Siedlung am Steinberg und anderswo.“