Ein paar Tafeln Schokolade hier und ein paar Cashewnüsse und Müsli-Riegel dort – bei Veranstaltungen verkaufen die Mitglieder der Sambia-AG am Humboldt-Gymnasium in Tegel süße Snacks. Das machen sie jedoch nicht ohne Grund: Das Geld, das sie einnehmen, spenden sie an das „Tikondane Community Centre“ in Sambia.
Der Latein- und Politiklehrer Jens Augner rief vor zwei Jahrzehnten an der Schule die Eine-Welt-Arbeitsgemeinschaft ins Leben – und schon bald war ein Projekt gefunden, mit dem sich die Schüler beschäftigten: Im Ort Katete im Osten Sambias wollten sie den Bau einer Schule unterstützen. Um Geld für das Projekt zu sammeln, verkauften die Schüler Fair-Trade-Produkte. In „ihrer“ Schule erhalten nun rund 150 Kinder eine elementare Schulbildung und mittlerweile geht die Hilfe über die Schule hinaus – in das Community Center von Katete.
„Mulibwanji“ heißt „Hallo“ in Katete – das wissen die Schülerinnen Nele Seifert, Emma Friedrich, Undine Gerschner und Sara Feldmann mittlerweile, denn sie reisten im Sommer 2024 nach Sambia. Nach dem Flug über Doha und Johannesburg landeten sie und ihr Lehrer am kleinen Flughafen in Livingston. Dann ging es in den nächsten Tagen erst einmal auf Sightseeing-Tour, auf den Markt und zu den Viktoria-Fällen. Sie aßen Nshima, das in der Region typische Maisbreigericht traditionell mit den Händen. Dann ging es mit dem Bus in die Hauptstadt Lusaka. Auf dem Weg dorthin sahen die Schülerinnen in der trockenen Landschaft immer wieder kleine Dörfer, die zum Großteil aus einfachen Hütten bestanden.

Und dann stand der Besuch ihres Projektes Tikondane an, das die Sambia-AG seit 20 Jahren unterstützt. Im Gepäck hatte die Gruppe nicht nur Koffer voll mit Kleidung, sondern auch 6.000 Euro. Das Geld kann die Gemeinschaft gut gebrauchen, den zwei Drittel der sambischen Bevölkerung lebt von weniger als 1,90 Euro pro Tag. Im „Tiko“, wie das Community-Center in Katete genannt wird, setzt man sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen ein. Dazu gehören unter anderem bessere Bildungschancen für Kinder und eine verbesserte Gesundheitsversorgung. Von Spendengeldern der vergangenen Jahre konnten Solaranlagen installiert werden, die das Center autarker macht.
Herzliches Miteinander
Eine Woche lang verbrachte die Gruppe in Katete und wohnte im Humboldt House, einem der Gästehäuser. „Es ist schon eine ganz andere Welt“, sagt die 18-jährige Emma. Es sei nicht selbstverständlich, regelmäßig Strom und heißes Wasser zu haben. „Dafür waren die Menschen unglaublich freundlich und offen – das Miteinander ist dort viel herzlicher als bei uns.“
Nach drei Wochen flog die Gruppe zurück. Im Gepäck: Erinnerungen und jede Menge Erfahrungen. Über diese sprachen sie Ende Februar bei einem Sambia-Abend in der Aula ihrer Schule. „Wir hatten eigentlich wenige Vorstellungen von Sambia“, erinnert sich die 17-jährige Nele. Doch so sei man gleich eingetaucht in die ganz andere Welt Afrikas. „Mich hat die Reise sehr verändert“, sagt die 19-jährige Sara. „Ich habe früher immer auf die Reichen geschimpft, die mit ihren Privatjets in ferne Länder fliegen und damit den Klimawandel beschleunigen. Aber bevor ich nach Sambia geflogen bin, habe ich nie wirklich wahrgenommen, dass eigentlich ich die Reiche bin, die irgendwohin fliegt. Und dass ich mit meinem Geld so vielen Kindern dieg Schulausbildung finanzieren könnte. Ich kann niemandem wirklich etwas vorwerfen, weil ich mich letztlich mit den gleichen Argumenten rechtfertige, wie Superreiche das tun.“
Undine fügt hinzu: „Unser Blickwinkel hat sich durch die Reise komplett verändert, und es gibt mehr als nur eine einzige Perspektive.“ Was sie nach der Rückkehr schier umgehauen hat, war das extreme Überangebot. „Doch mir ist aufgefallen, dass uns trotz des materiellen Reichtums wesentliche Dinge fehlen – ein gutes Miteinander und aufrichtiges Interesse“, sagt die 18-Jährige. „In diesen Punkten können wir von den Menschen in Sambia noch viel lernen.“