Tegel – Am 16. April wurde der neue Waldspielplatz am Borsigdamm 4 nach achtmonatiger Bauzeit und einer Investion in Höhe von 500.000 Euro eröffnet. Doch nicht jeder ist mit dem Standort zufrieden.
Die Gründe dafür sind vielfältig: So heißt der neue Spielplatz zwar „Waldspielplatz“, doch wurde für seine Realisierung eine größere Waldfläche gerodet. Nach dem Kinderspielplatzgesetz beträgt der Richtwert für öffentliche Spielplatzflächen einen Quadratmeter je Einwohner. „Im Planungsraum Tegel-Süd lag der Versorgungsgrad bezogen auf diesem Richtwert lediglich bei 39 Prozent. Durch die geplante Wohnbebauung in der Biedenkopfer Straße hätte sich der Bedarf an Spielflächen weiter erhöht“, sagt Bezirksstadträtin Julia Schrod-Thiel.
„Bei der Prüfung möglicher Standorte für die Errichtung eines neuen öffentlichen Spielplatzes in Tegel-Süd wurde hierfür das nahegelegene, bezirkseigene Grundstück am Borsigdamm 4 als Eignungsfläche identifiziert“, erklärt die CDU-Politikerin. 2017 sei hierzu in der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen worden, dass das Bezirksamt an dieser Stelle einen neuen öffentlichen Spielplatz errichten soll.
Doch in Tegel-Süd existieren diverse Spielplätze. Allerdings werden die „privaten“ Spielflächen, wie die der Gewobag, nicht mit eingerechnet. Das führt zu einer vermeintlichen Unterversorgung. Würde man die privaten Spielplätze in die Berechnungen des „Versorgungsgrades“ einbeziehen, sähe die Situation sicher besser aus. Aber warum wurden Bäume für einen Waldspielplatz gefällt? „Im Zuge des Spielplatz-Neubaus wurde zuerst die Verkehrssicherung bei den vorhandenen Bäumen durchgeführt“, erklärt Schrod-Thiel. Die Fläche habe hauptsächlich aus voll ausgewachsenen Pappeln und wildem Aufwuchs bestanden. „Pappeln sind Flachwurzler und ab einem bestimmten Alter wind- und bruchgefährdet. Sie stellen somit für Spielplätze ein Risiko dar. Vor Ort waren einige Bäume leider nicht mehr verkehrssicher und mussten gefällt beziehungsweise beschnitten werden.“ Im Gegenzug seien sieben neue Bäume gepflanzt worden. Die Anfrage der RAZ, wie viele Bäume für den Spielplatz gefällt wurden, wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.
Anwohnerin Melanie von Orlow kritisiert nicht nur den gewählten Standort: „Warum nicht die Wiesenflächen am Wasser für den Spielplatz genutzt wurden, ist unklar“, sagt sie. „Dort findet kaum eine Nutzung statt, und es hätte keine Bäume gekostet. Zudem gab an diesem Standort bereits einen Abenteuerspielplatz. Doch wurde dort wegen seiner Abgelegenheit gedealt, die Holzspielgeräte angezündet oder angekokelt.
Umso unverständlicher sind nun die langen „Öffnungszeiten“ des neuen Spielplatzes bis 22 Uhr. „Vor dem Hintergrund, dass er eigentlich nur für Kinder zur Verfügung stehen sollte, ist das bemerkenswert lange“, sagt Melanie von Orlow.
In den ersten Wochen war der Spielplatz sehr gut besucht. Doch für die Anwohner war das nicht so amüsant. „Neben dem Lärm in der Qualität des Hafenfestes haben wir mit enorm viel Müll und der Verwendung der Grünanlagen als WC durch die Besucher zu kämpfen“, sagt eine weitere Anwohnerin. Eine Toilette gibt es weder auf dem Platz noch in der näheren Umgebung.
Auch seien die alten Sträucher entfernt und stattdessen eine niedrige, sogenannte Benjeshecke aus Totholz angelegt worden. Diese bietet zwar Vögeln, kleinen Säugetieren und Insekten Schutz und Lebensraum, aber keine Begrenzung der Fläche und „…die Gefahr, dass hier Kinder auf die Straße rennen, ist hoch“, sagt Anwohnerin Antje C. besorgt. Was besonders schade sei: Die Waldkäuze, die auf der Fläche des neuen Spielplatzes immer gebrütet hätten, taten das in diesem Jahr nicht. „Der Nistkasten blieb leer“, so Melanie von Orlow.
Kritik gibt es auch an der unzureichenden Bürgerbeteiligung: „Die war eine Farce. Die einzige Entscheidung, die wir Bürger fällen konnten, war das Thema ,Wald‘ oder ,Technik‘. Weder Lage noch Ausdehnung des Spielplatzes konnten beeinflusst werden. In Zeiten des Klimawandels und der Notwendigkeit, Natur mehr zu schützen wäre sicher ein anderer Standort sinnvoller gewesen.“