Außen sind die Baugerüste verschwunden, aber das Innere ist noch eine riesige Baustelle. Kabel hängen von der Decke, und der Boden ist mit Schutzplatten abgedeckt. Überall liegen Materialien, die noch verbaut werden. Was jedoch in einem Top Zustand ist, sind die beiden Schwimmbecken aus Edelstahl und die Tribüne. Doch sonst gibt es kaum etwas, das nicht noch saniert, gebaut und verkleidet werden muss.
Bei einer Begehung, zu der der Abgeordnete Jörg Stroedter im Rahmen eines Stadtteiltages einlud, machte sich sich Iris Spranger, Senatorin für Inneres und Sport, gemeinsam mit Reinickendorfer Bürgern am 18. September ein Bild von der Situation.
Keine Frage, das „Para“, wie das Paracelsus-Bad an der Roedernallee 200-204 liebevoll bei den Reinickendorfern genannt wird, ist nicht irgendein Bad. Es entstand als erstes Hallenbad nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde in zehn Jahren von 1957 und 1967 gebaut. Natürlich ist das denkmalgeschützte Gebäude in die Jahre gekommen und bedurfte dringend einer Sanierung. Doch wie umfangreich sich diese letztlich gestalten sollte, hat man scheinbar gehörig unterschätzt.
Kurz vor dem Sanierungsbeginn 2019 hieß es noch, dass die Kosten rund 8 Millionen Euro betragen und die Sanierung zwei Jahre dauern würde. Doch mittlerweile sind sechs Jahre vergangen. Und auch die Kosten korrigierte der Berliner Senat bereits 2023 auf 23,3 Millionen Euro nach oben.
Die Sanierungsarbeiten umfassen die Instandsetzung der Fassade, die Beseitigung von Schadstoffen und Feuchteschäden, die Beton-
sanierung, eine Dämmung des Daches sowie die Sanierung des Foyers und des Treppenhauses: Des Weiteren müssen ein zweites Treppenhaus als Fluchtweg gebaut, neue Fenster inklusive Stahlkonstruktion installiert, der Umkleidebereich und die sanitären Anlagen saniert und die technischen Anlagen erneuert werden.
Anwohnerin Brigitte Förster kennt das Bad gut, sie war oft hier zu Gast: „Meine Kinder haben hier schwimmen gelernt“, erinnert sie sich.
Eine Viertelmillion für die Uhr
„Wir haben trotz der vielen schwierigen Phasen mit großen Herausforderungen und Verzögerungen positive Botschaften mitgebracht“, sagte Johannes Kleinsorg, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäder-Betriebe. So sei die Finanzierung gesichert und der Beschluss zur Planung des Außenbeckens auf den Weg gebracht worden.
Die Schwierigkeiten waren vielfältig: Angefangen mitten in der Corona-Zeit und den komplizierten Abstimmungen mit den Ämtern bis zum Ärger mit dem Planer des Architekturbüros, der die Leistung nicht zur vollsten Zufriedenheit umsetzte. „Wir hatten somit einen Planerwechsel hinter uns und ein neues Architekturbüro an Bord“, sagt er. Und dann ist auch noch der Planer für die technischen Anlagen in die Insolvenz gegangen. Auch einige Ausschreibungen mussten erneuert werden. Zudem gibt es noch keinen Planer für das Außenbecken.

Umfangreiche Diskussionen gab es auch in punkto Denkmalschutz, wie Senatorin Spranger erklärte: „Dadurch ist die Sanierung enorm teuer geworden und dauert zudem länger, denn wir mussten viele Dinge machen, die man bei einem Neubau so niemals machen würde.“ So müssten die Umkleiden denkmalgerecht wieder hergestellt werden: „Was extrem hohe Kosten mit sich bringt – und das in unserer schwierigen Haushaltssituation“, sagt Spranger.
Weiteres Beispiel ist der Gebäudeturm: In dem befanden sich früher große Wasserreservoirs, nun die neue Lüftungsanlage. Auch hier gab es umfangreiche Arbeiten – angefangen von der Fassadendämmung über das überarbeitete Relief an der Seite zur Lindauer Allee bis zu den neuen Fliesen und der Turm-
uhr mit Zeigern und Zifferblatt aus Kupfer. Bei Letzterer wird die Problematik besonders deutlich: Die Uhr wurde abgenommen, um den Turm zu sanieren. „Einige Teile sind durch Diebstahl abhandengekommen, und ihre Erneuerung hat allein schon eine Viertelmillion Euro gekostet“, weiß Bauleiter Wesener.
Im Innern stellt der Brandschutz noch eine große Herausforderung dar, denn dieser war zuvor nicht ausreichend. Die Decke im Bad ist ebenfalls noch in Arbeit: „Auf der Trapezblechdecke liegen Dampfsperre, Dämmung und Holzplatte, darunter werden die Paneldecke und eine Akustikdecke installiert“, sagt Wesener. „Wir haben also noch einiges zu tun.“ Komplett neu sind bereits die Badewasseranlage samt Filtern, Elektrik und Abwasseranlage.
Die Sanierung des Paracelsus-Bades in Reinickendorf wird aller Voraussicht nach im zweiten Quartal 2027 abgeschlossen. Das Außenbecken könnte dann ein bis zwei Jahre später eröffnet werden.