RAZ – Das Leitmedium für Reinickendorf.

Ein Mann in einem Büro
Hinrich Westerkamp im Fraktionsbüro im Rathaus. Foto: bs

Plastikbecher sind keine „Provinz-Posse“

Hinrich Westerkamp (Grüne) spricht im Podcast „RAZ aus’m Rathaus“ Klartext

Bezirk – Hinrich Westerkamp, Co-Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), ist ein alter Hase in diesem Bezirksparlament. Er wird bald 70 Jahre alt und kündigt im Podcast „RAZ aus’m Rathaus“ an, dass er mit der nächsten Wahl am 20. September 2026 ausscheiden wird. Sein Fazit nach dann 15 Jahren Arbeit in der Kommunalpolitik: Sie sei „manchmal sehr kleinteilig“, aber es mache ihm „Spaß“ dabei zu sein, wie sich „ein Bezirk entwickelt“.

Beruflich hat er mal das große Rad gedreht. Für den IT-Konzern Hewlett Packard verantwortete er weltweit das Geschäft mit den Vereinten Nationen. Er führte mehrere tausend Mitarbeiter, hatte seinen Wohnsitz in Genf und war viel in New York. Heute ist er Großvater von zwei Enkelkindern und hält Reden in der BVV. Zuletzt stellte er mit seiner Fraktion in der Oktober-Sitzung eine große Anfrage zu dem Thema: „Reinickendorf – aktiv gegen den Klimawandel?“ (siehe auch unser Beitrag auf Seite 5). Zehn Fragen unter anderem zur Arbeit der Klimabeauftragten und der Klimaleitstelle wurden gewissenhaft von der CDU-Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (Kurzform EDW) beantwortet.

Zunächst ging es jedoch in der BVV um das Ausschenken von Freibier in Plastikbechern auf dem Tegeler Hafenfest durch die Bezirksbürgermeisterin. Nach einem Beschluss der BVV aus dem Jahr 2019 sollen keine Einwegbecher mehr benutzt werden. Angesprochen auf dieses Vorkommnis wich EDW in der BVV mehrfach aus und sagte, dass „Aufklärungsprozesse Jahre dauern“ würden. Es ging allerdings weniger um Aufklärung als vielmehr darum, dass sie die Becher aus der Hand gegeben hatte. Als „Provinz-Posse“ wollte ihr Westerkamp das im Podcast allerdings nicht durchgehen lassen: „Das hätte ihr nicht passieren dürfen.“

Wie in unserem Podcast üblich, beantwortete er noch einige kurze Fragen: 

Was konnten Sie früher beim Schulsport besser: Kopfstand oder Handstand?

Beides nicht. Basketball konnte ich gut; also hochspringen. 

Wer hätte es im Kanzleramt besser für die Grünen gemacht: Annalena Baerbock oder Robert Habeck?

Beide sind sehr gute Kandidat/innen gewesen. Wahrscheinlich wäre Robert Habeck in der bundesrepublikanischen Wirklichkeit als der Bessere gesehen worden.

Krawatte oder Schal?

Schal! Ich habe viele grüne Schals, die ich regelmäßig trage.

Was unterscheidet Reinickendorf vom Rest von Berlin?

Das ist nicht so viel. Vieles von dem, was es in Reinickendorf gibt, gibt es in anderen Bezirken auch. Wir haben viel Grün, wir haben viel Wasser und ein soziales Gefälle. Das gibt es in anderen Bezirken auch. Aber wir sind ein Außenbezirk und wenn man ihn mit einem Mittebezirk vergleicht, sieht man, dass es sehr deutliche Unterschiede gibt. 

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Reinickendorf?

Die Fähre über die Havel, wenn ich mit meinem Fahrrad die Havelrunde fahre. Das ist wie ein kleiner Urlaub.

Was hat Sie in unserem Bezirk zuletzt erfreut?

Ich finde, unserem Bezirk würde es gut anstehen, wenn es keinerlei Obdachlosigkeit mehr gäbe. Dass es dem Stadtrat Herrn Brockhausen gelungen ist, Tiny Houses für Obdachlose zu errichten, finde ich eine tolle Übergangslösung für Menschen, die aus der Obdachlosigkeit finden wollen.

Was hat sie geärgert?

Die Parkplatz-Obsession der CDU. Wenn Sichtachsen für Schulkinder nicht so wichtig sind wie ein oder zwei Parkplätze, dann habe ich dafür kein Verständnis.

Was muss unbedingt besser werden in Reinickendorf?

Wir brauchen mehr Grün. Und wir brauchen in Reinickendorf mehr grüne Stimmen in der Politik.

Beschreiben sie Reinickendorf in drei Worten.

Reinickendorf ist lebenswert, vielfältig und der grüne Norden Berlins.

Hier geht’s zum Podcast

Bertram Schwarz

Meine erste journalistische Station war die Schülerzeitung meiner Schule, später war ich für verschiedene Zeitungen und Rundfunkanstalten als freier Mitarbeiter tätig, nach dem Studium als politischer Redakteur beim NDR und später als Geschäftsführer verschiedener Medienfirmen. Seit 2019 arbeite ich als freier Autor für die RAZ.