Tegel/Tegelort – Die Nachbarschaft in der Scharfenberger Straße funktioniert gut. Viele Anwohner gehen gemeinsam mit ihren Hunden spazieren und Ernst Reetmaker hatte dabei eine Idee. „Bei unseren Gassi-Runden wäre es schön, wenn wir uns mal irgendwo hinsetzen könnten. Und als der Kanu Club Borussia am Schwarzen Weg sein Vereinshaus renovieren ließ, kam mir die Idee, mit dem alten, nicht mehr benötigten Holz Bänke zu zimmern und entlang unserer Spazierstrecke aufzustellen.“
Bänke “über Nacht” verschwunden
Die Idee kam an – und wurde mithilfe der Nachbarn in die Tat umgesetzt. „Wir durften das Material abtransportieren und haben dann die Bänke gezimmert und rot gestrichen.“ Fünf Bänke wurden am Schwarzen Weg zwischen den Terrassen am See und dem Arbeiterstrand aufgestellt. „Etwa ein Jahr haben sie gestanden, doch plötzlich – gleichsam über Nacht und offenbar veranlasst durch die Forstverwaltung – waren sie verschwunden“, erinnert sich einer der Mitinitiatoren, Dr. Ulrich Mai. „Zweifellos handelt es sich bei der Gruppe um eine soziale Initiative, wie sie sich Kritiker der modernen städtischen Gesellschaft angesichts fortschreitender Anonymität und Individualisierung wünschen“, sagt Mai und fügt hinzu: „Unter diesem Gesichtspunkt müsste man auch von Öffentlichkeit und Forstverwaltung ein gewisses Verständnis für das bürgerliche Banken-Projekt erwarten können. Zudem völlig unstrittig ist, dass es einen wichtigen Bedarf an Ruheplätzen in jenem Bereich am Tegeler See gibt.“
Reaktion der Forstverwaltung
Nachfrage bei Frank Mosch, Revierförster des Forstamtes Tegelsee: „Es war sicher gut gemeint, aber es kann nicht jeder im Wald einfach so irgendetwas aufstellen. Das ist illegal. Auch haben wir einige Beschwerden erhalten.“ Dass Bänke mit Schrauben in der Baumrinde verankert oder mit Betonfundamenten ins Wasser gestellt wurden, sei gar nicht gut angekommen. „Wir haben die Bänke jedoch in erster Linie entfernt, weil wir eine Verkehrssicherungspflicht haben. Wir müssen sicherstellen, dass den Spaziergängern nicht ein Ast auf den Kopf fällt. Deshalb würden wir eine Bank auch nie unter einem Baum platzieren.“ Dennoch verstehe er den Wunsch, Orte zu schaffen, an denen man pausieren kann. Aus diesem Grund haben seine Mitarbeiter bereits eine Bank im Schwarzen Weg umgestellt.
“Aktion war auch unglaublich gut gemeint”
Der Revierförster ist angetan vom Engagement der Bürger: „So hochmotiviert erlebe ich die Menschen eher selten. Und ihre Aktion war auch unglaublich gut gemeint.“ Reetmaker wiederum zeigt Verständnis für die Reaktion des Forstamtes: „Wir hätten vorher Kontakt aufnehmen und klären sollen, was möglich ist und wie“, sagt er. „Ich würde mich gern einmal mit dem Revierförster treffen, damit unsere Initiative weitergeht.“