RAZ – Das Leitmedium für Reinickendorf.

Foto: mvo

Schöne Bescherung!

Unsere Kolumne von Melanie von Orlow

Und schon wieder haben sie zugeschlagen! Auf dem Parkplatz des Bauhaus am Kurt-Schumacher-Platz müssen sie wieder auf Deppen wie mich gelauert haben und erneut ging ich ihnen in das Netz. Leichtfertig das Auto, einen VW Caddy, per Knopfdruck über den Funkschlüssel abschließend, wunderte ich mich bei der Rückkehr, dass das Auto offen war. Den Verlust merkte ich erst daheim: Zwei Kartons waren entwendet, offenbar blitzschnell von Beifahrer- und Rücksitz gegriffen. Zum Glück waren weder Brieftasche noch teure Geräte an Bord und an mein Werkzeug im Kofferraum waren sie nicht gegangen.

Wie ärgerlich! Dabei war das Problem mir schon mal untergekommen – vor dem Sportstudio war das Funksignal des etwa 10 Jahre alten Wagens abgefangen worden, um dann schnell und schadlos einzudringen. Den damals weitaus teureren Verlust – ein Laptop samt Tasche – bekam ich nicht von der Versicherung erstattet, denn nur bei Einbruchspuren kann man Hausrat- oder ähnliche Versicherungen heranziehen. Zum Glück war die Betriebsversicherung des Arbeitgebers weitaus kulanter und übernahm den Schaden weitgehend.

Spannenderweise ist das Problem weder für den Autohersteller (in diesem Fall VW) noch für den Parkplatzbetreiber von besonderem Interesse. Auf meinen Hinweis an Bauhaus bekam ich nur zu hören, dass man da keine Kameras habe und eh nur Mieter sei. VW bietet selbst keine Lösung für das Problem an – neuere Fahrzeuge sollen inzwischen auch besser gegen diesen Einbruch abgesichert sein. Allerdings bin ich nicht gerade Gustav Gans, der immer dann ein neues Auto kauft, sobald die Aschenbecher voll sind!

Lösungen gibt es faktisch nur zwei, wenn man keinen Neuwagen kaufen mag – entweder nur noch den Schlüssel zum Öffnen/Schließen verwenden, oder ein kleines Gerät erwerben, das man anstelle der Sicherung in dem Auto verbaut. Das Teil namens SecuKey 4.0 unterbricht die Stromversorgung zur Zentralverriegelung – wer dann noch per Knopfdruck aufschließen will, muss das System erst mit einem weiteren Handsender freischalten. Dessen  Funksignale sollen nach heutigem Standard nicht mehr manipulierbar sein. Aber stolze 320 € zahlen, um weiterhin per Knopfdruck das Auto öffnen zu können? Das wollte ich mir sparen und so wurden erstmal alle Funkschlüssel weggesperrt – nehme ich halt den guten alten Standardschlüssel.

Doch in der Praxis nervt das ganz schön – will man den Kofferraum öffnen, so muss man erst auf der Fahrerseite über das einzige Schlüsselloch aufschließen, die Zündung aktivieren und die Zentralverriegelung betätigen ehe man zum Kofferraum wackeln und die Klappe öffnen kann. Und das alles nur, damit einem böse Buben nicht das Auto leerräumen können.

Lebensfremd dürfte es auch sein, einfach nichts Interessantes im Auto zu haben – „meine“ Diebe werden jedenfalls etwas enttäuscht geguckt haben, als sie sich die Bescherung in den geklauten Kartons angeschaut haben.

Wenigstens haben sie jetzt 300 Briefumschläge, um sich Weihnachtspost schicken zu können. 

Ho, Ho, Hoooo!!

Melanie von Orlow

Melanie von Orlow ist als Autorin, Biologin und Imkerin Teil des RAZ-Teams. Beim NABU Berlin engagiert sie sich für den Natur- und Artenschutz in der Stadt.