Reiher im Schilf
Gut getarnter Schilfbewohner: die Zwergdommel Foto: Hilde Brink

Seltener Reiher am See  

NABU Berlin kritisiert Behörden-Ping-Pong

Tegel – Ein seltener Wasservogel, die Zwergdommel, hat in diesem Sommer im Vogelschutzreservat Flughafensee vier Jungtiere aufgezogen. Bereits seit 2003 hörte man Balzrufe und sah Jungvögel des gut getarnten Schilfbewohners, ein direkter Brutnachweis gelang jedoch noch nie. „Das ist ein toller Erfolg“, sagt Frank Sieste, Leiter der NABU-Arbeitsgruppe, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich um das Vogelschutzreservat kümmert. „Anfang Juli konnte Hilde Brink zum ersten Mal einen Elternvogel sehen – und das ganz entspannt von öffentlichen Wegen aus.“ Das Vogelschutzreservat Flughafensee ist das einzige Berliner Brutgebiet einer Zwergdommel in diesem Jahr. 

Die Zwergdommel ist der kleinste Reiher Europas und lebt still und heimlich in den Schilfbereichen von Seen und anderen Gewässern. In der Roten Liste der Brutvögel wird die Zwergdommel sowohl bundesweit als auch in Berlin als gefährdet eingestuft. Grund dafür ist unter anderem der stetige Rückgang der Schilfgebiete. „Am Flughafensee haben wir seit 2018 ein massives Schilfsterben“, so Sieste, „in diesem Jahr steigt der Bestand erstmals wieder moderat an, aber das wird nicht lange so bleiben, wenn die Bojenkette, die das Schutzgebiet abgrenzen soll, weiter fehlt und der Besucherdruck zunimmt.“

Seit 2017 ist das Vogelschutzreservat Flughafensee wasserseitig nicht mehr vollständig geschützt, da zunächst einige, später alle Bojenteile fehlten. In der Folge schwimmen oder paddeln immer mehr Badegäste ungehindert in das Reservat, stören die Wasservögel und erzeugen mehr Wellenschlag, der das Schilfsterben begünstigt. 

Senat und Bezirk schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu, keiner will für den Ersatz der Bojenkette verantwortlich sein – sagt der NABU. Deshalb hatte er vor einem Jahr selbst die Verankerung der Bojenkette durch Taucher überprüfen lassen und Fotos und Kostenschätzungen gemacht, um es den Behörden so einfach wie möglich zu machen, die Bojen zu ersetzen. „Das Behörden-Ping-Pong muss endlich aufhören“, sagt Sieste, „wir sind seit Ewigkeiten im Gespräch mit Senat und Bezirk und die Fronten verhärten sich eher, als dass sich eine Lösung abzeichnet. Wir fordern ein klärendes Gespräch, damit Tiere und Pflanzen am Flughafensee endlich wieder richtig geschützt werden.“

Redaktion