Sportvorstand Kretzschmar geht von Bord

Bezirk – Die neue Saison ist gerade angelaufen – und doch kam es bei den Füchse-Handballern schon zum großen Knall. Der Verein trennte sich von Sportvorstand Stefan Kretzschmar und kurz darauf auch noch von Coach Jaron Siewert. Deren Jobs hat nun ein 38-jähriger Däne in Personal-Union übernommen: Nicolej Krickau, zuletzt bei der SG Flensburg-Handewitt tätig, gab seinen Einstand bereits am vergangenen Samstag im Heimspiel des amtierenden Deutschen Meisters gegen Champions-League-Sieger SC Magdeburg.

Für Nicht-Insider kam das nach der sensationellen vorigen Saison mit dem erstmaligen Meistertitel und dem Einzug ins Champions-League-Finale total überraschend. Ex-Füchse-Torwart Silvio Heinevetter sagte in einem rbb-Interview: „Jaron Siewert ist der Erik ten Hag des Handballs. Nur dass Siewert die ersten zwei Saisonspiele gewonnen und nicht verloren hat.“ Zur Erinnerung: ten Hag wurde nach nur zwei Partien beim Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen entlassen. 

Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning sagte am vergangenen Freitag im ZDF-Morgenmagazin: „Ich kann mich eigentlich bei ihm nur entschuldigen, weil er Opfer des gesamten Systems geworden ist.“ Auf einer Pressekonferenz in Füchse-Town zwei Stunden später sprach Hanning von der „schwersten Entscheidung der letzten 20 Jahre“. Schließlich war er einst auch Jugendtrainer von Siewert bei den Füchsen.

Zwischen Kretzschmar und Hanning war es in den letzten Wochen zu einem offenen Machtkampf gekommen. Der Sportvorstand konnte nicht nachvollziehen, dass sich Hanning trotz der Erfolge der Vorsaison nicht klar zu ihm und Siewert positionierte und beider Zukunft offen ließ. Die unterschiedlichen Standpunkte hinsichtlich der strategischen Ausrichtung wurden teilweise öffentlich ausgetragen. Die Spannungen zwischen den beide „Alphatieren“ eskalierten und gipfelten schließlich in der vorzeitigen Entlassung Kretzschmars. 

Und nun kommt Nicolej Krickau, wird Sportdirektor und Trainer in Personalunion. Krickau kennt Füchse-Superstar Mathias Gidsel gut, hat fünf Jahre mit ihm beim dänischen Topklub GOG Håndbold zusammengearbeitet. „Mit ihm haben wir unseren Wunschkandidaten für die kommenden großen Aufgaben gewinnen können. Er wird unserer Mannschaft seinen Stempel aufdrücken“, sagt Hanning.

Krickaus Einstand gegen Magdeburg am vergangenen Samstag indes ging voll in die Hose. Gegen den SC Magdeburg setzte es in der vollbesetzten Schmeling-Halle eine 32:39 (13:22)-Klatsche. Der Trubel in den Tagen davor ist an der Mannschaft offenbar nicht spurlos vorübergegangen. Zahlreiche Füchse-Fans gaben ihrem Missfallen über die Situation mit Sympathiebekundungen für Kretzschmar und Siewert sowie einem gellenden Pfeifkonzert gegen Hanning Ausdruck.