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mehrere Feuerwehrfahrzeuge vor einem Gebäude
Im Dornröschenschlaf: die Remise der Feuerwache Hermsdorf. Foto: fle

Stillstand bei der Feuerwache

Sanierung der denkmalgeschützten Remise ausgebremst

Hermsdorf – Es sah alles so vielversprechend aus für das historische Gebäude auf dem Gelände der Feuerwache Hermsdorf in der Heinsestraße. Im April 2024 hieß es in einer Pressemitteilung des Bezirksamtes Reinickendorf: „Remise gerettet? Bezirk erreicht wichtigen Meilenstein“. Es wurde von der landeseigenen BIM (Berliner Immobilienmanagement GmbH) ein Antrag auf Förderung durch die Denkmalschutz-Sonderprogramme des Bundes gestellt. Doch einzig eine Einrüstung ist erfolgt, die das Gebäude vor Wind und Wetter schützt. Aber nun ist es abermals in einen Dornröschenschlaf gefallen.

Bereits bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr am 12. April sprach Andreas Schmiegel, ehemaliger Berufsfeuerwehrmann und Vorstand des Fördervereins der Freiwilligen und Jungendfeuerwehr Hermsdorf-Lübars, den Stillstand an. „Das Gebäude wird dringend benötigt für die Arbeit der Freiwilligen und auch der Jugendfeuerwehr“, sagte er dort.

Keine Frage – die Remise ist in einem desolaten Zustand: Das Dach ist marode, an manchen Stellen droht es einzubrechen. Vor mehr als 100 Jahren waren hier einmal die Pferde untergebracht, die die Handdruckspritzen-Wagen oder Drehturmleiter zogen. Im Obergeschoss mit dem hohen Giebel hat bis 1964 der Dienststellenleiter seine Dienstwohnung gehabt. Dann stand es Jahrzehnte leer.

Nun sollte wieder „Leben in die Bude“ kommen: Im letzten Quartal 2022 waren die Untere und Obere Denkmalschutzbehörde mit der BIM vor Ort und haben das Gebäude besichtigt. Dabei wurde festgelegt, dass das Gebäude auch aufgrund des Ensemblecharakters mit der Feuerwache erhalten werden muss. Nach einem Gutachten über Bauschäden und einer Kosteneinschätzung müssen Dach, Fassade und Heizung saniert sowie neue Fenster und Türen eingebaut werden.

Der Witterungsschutz war ein erster Schritt, um es vor weiterem Verfall zu schützen. „Doch nun haben es sich dort die Waschbären gemütlich gemacht“, weiß Schmiegel. „Jetzt haben sie es durch die Einrüstung auch noch trocken.“ 

Remise erfüllt nicht die Norm für Mindestgröße

Das Problem: Die Fördermittel aus dem Denkmalschutzsonderprogramm des Bundes zur Instandsetzung von denkmalgeschützten Gebäuden sehen nur eine Finanzierung von 50 Prozent vor. Weitere 50 Prozent müssen durch den Eigentümer kofinanziert werden. „Wir haben eine Inaussichtstellung von 985.000 Euro, wenn die andere Hälfte über die BIM kommt“, erklärt Schmiegel. Doch bisher ist es weder der Feuerwehr noch der BIM gelungen, die Mittel bereit zu stellen, beziehungsweise es sind andere Prioritäten bei der Mittelvergabe gesetzt worden. 

Weiteres Problem: „Es gibt eine Norm, wie man Feuerwehrgebäude zu bauen hat“, sagt Schmiegel. „Das Gebäude muss eine Mindestgröße von 628 Quadratmetern haben – und bei der Remise kommen wir lediglich auf eine Fläche von 328 Quadratmetern.“  

Heute arbeiten auf der Feuerwache Hermsdorf 68 Berufsfeuerwehrleute. Dann kommen noch einmal rund 30 Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr hinzu – und die bis zu 30-köpfige Jugendfeuerwehr, die derzeit aufgrund von Platzmangel nach Lübars in die ehemalige Feuerwache ausgelagert wurde. Es macht also Sinn, das Gebäude zu retten, auch wenn es von seiner Struktur her für die Feuerwehr nicht mehr zu den heutigen Standards passt. Der Bedarf ist vorhanden, denn seit Corona hat das Ehrenamt wieder an Wichtigkeit gewonnen.

Die zuständige Bezirksstadträtin Korinna Stephan setzt sich für den Erhalt des Gebäudes ein: „Ich bin fortwährend im Gespräch mit allen Akteuren und halte nach weiteren Fördermitteln Ausschau. Mir liegt dieses Gebäude sehr am Herzen, da dieses so wunderbar den alten Kern Hermsdorfs ergänzt und einen hohen Nutzen für die Feuerwehr hätte.“ 

Für die Nutzung und Bereitstellung von Gebäuden und Räumen für die Feuerwehr sei die Senatsverwaltung für Inneres und Sport zuständig. „Der Prozess ist mühselig, und leider hat dieses kleine Gebäude auch im Kontext der Sparmaßnahmen geringe Priorität. Die BIM läuft Gefahr, Fördermittel verfallen zu lassen, was eine Sanierung immer unwahrscheinlicher werden lässt.“

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.