Reinickendorf – Angehörige von Verstorbenen, die auf dem Katholischen Friedhof St. Sebastian an der Humboldstraße in Reinickendorf begraben sind, waren entsetzt. „Hier auf dem Friedhof, wo mein Großvater seine letzte Ruhestätte gefunden hat, hat sich in der Nacht vom 2. zum 3. März ein erschreckender Vorfall von Vandalismus ereignet. In einer feigen und respektlosen Tat wurden zahlreiche Gräber auf dem Friedhof mutwillig zerstört.“
Das berichtet RAZ-Leserin Mila Arsenijevic, die ihrem Schreiben ein Foto begelegt hat. Darauf ist zu sehen, wie die Täter mit roter und gelber Farbe das Militärsymbol „Z“ großflächig auf die Grabsteine gesprüht haben, sogar über Inschriften und Fotos der Verstorbenen hinweg. Das „Z“ ist eines von mehreren Zeichen auf Militärfahrzeugen der Streitkräfte Russlands, die 2022 an dem russischen Überfall auf die Ukraine beteiligt waren. Außerhalb Russlands steht das Zeigen des Symbols in der Öffentlichkeit in mehreren Staaten unter Strafe, so auch als Billigung von Straftaten in Deutschland, wenn damit eine positive Bewertung der Invasion der Ukraine zum Ausdruck gebracht wird.
„Besonders erschütternd ist, dass der größte Schaden im Bereich des orthodoxen Friedhofs entstand, auf dem auch mein Großvater beerdigt wurde. Die Namen der Verstorbenen lassen auf slawische Wurzeln schließen“, schreibt Mila Arsenijevic.
Die Polizei sei informiert worden und habe den Fall als „Störung der Totenruhe“ aufgenommen. „Allerdings wurde der Tatbestand der politischen Motivation abgewiesen, was meiner Meinung nach nicht angemessen ist“, so Arsenijevic. „Das Symbol Z ist eindeutig politisch konnotiert und zudem in Deutschland illegal. Wie kann es also sein, dass dieser Aspekt ignoriert wird, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage und der gezielten Zerstörung auf dem orthodoxen Teil des Friedhofs? Ich bin zutiefst schockiert, dass diese Zerstörung nicht die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient.“ red