Bezirk – Für 400 Schüler der Münchhausen Grundschule blieb in der zweiten Schulwoche die Küche kalt: Der Caterer „40 Seconds“ konnte das Mittagessen nicht liefern. Zum einen wurde kurzfristig eine seiner neuen Küchen in Reinickendorf vom Ordnungsamt geschlossen, zum anderen hatte er sich wohl mit 103 neuen Aufträgen übernommen.
Mindestens 80 der 103 von ihm zu versorgenden Berliner Schulen wurden nicht mit Mittagessen beliefert, in Reinickendorf waren acht von zehn Schulen betroffen. Als Grund nannte Thorsten Schermall von „40 Seconds“ auf deren Webseite, dass viele Schulen erst sehr kurzfristig die Verträge mit dem Caterer geschlossen hätten. Das wiederum hänge mit dem verzögerten Vergabeverfahren zusammen: Mitbewerber hätten dieses absichtlich hinausgezögert. „Dadurch konnten wir erst kurzfristig reagieren. Aber wir haben die Aufgabe angenommen, uns den Herausforderungen gestellt, aber die Komplexität unterschätzt.“ Mit dem Zuschlag, über hundert Schulen berlinweit mit Mittagessen zu beliefern, war der Caterer überfordert – zumal dann auch noch eine seiner Küchen geschlossen werden musste.
Nach einem Hinweis von Eltern aus Charlottenburg-Wilmersdorf, deren Kind vermeintlich durch die Schulspeisung gesundheitliche Beschwerden hatte, kontrollierte das Ordnungsamt die Küche in Reinickendorf, stellte dort „erhebliche Mängel“ fest und verhängte ein Auslieferungsverbot. Davon war auch die Münchhausen Grundschule an der Artemisstraße und ihre Filiale in der Cité Foch betroffen. Am Vormittag des 11. September wurden die Eltern informiert, dass der Caterer bis zum Ende der Woche kein Mittagessen liefern könnte.
Doch engagierte Eltern fanden eine Lösung: Sascha Berger, Geschäftsführer der Firma BS Jalousienprofi, und seine Partnerin Nadine Orth, deren Kinder die Schule besuchen, lösten gemeinsam mit einem zweiten Reinickendorfer Unternehmen das Problem. „Ich sprach mit Maja und Swen von der Firma Swema Lebensmittel GmbH und sie stellten uns Gemüsebrühe und so genannte Krisennahrung zur Verfügung“, erzählt Nadine Orth der RAZ. Die Heiligenseerin bereitete daraus eine Suppe zu und ihr Lebensgefährte Sascha Berger brachte diese anschließend in die Küchen der beiden Schulhäuser.
„40 Seconds“ will nun etwa die Hälfte seiner Aufträge zurückgeben; die betroffenen Schulen werden erst einmal von einem anderen Caterer beliefert.